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So hatten wir eine nette Episode beim Friseur, als die Stoffmasken Pflicht wurden. Meine Eltern sind früher oft Langstrecke ins Ausland geflogen, immer mit einer Augenmaske zum Schlafen. Als nun meine Mutter beim Friseur die Stoffmaske über den Mund ziehen sollte, hatte sie sich strikt geweigert und diese über die Augen gezogen.

Dabei erklärte sie der Friseurin sehr bestimmt, dass dies der richtige Umgang mit der Maske sei, denn diese diene der Erholung, und über Mund und Nase bekomme man ja keine Luft. Sie hat sich partout nicht davon abhalten lassen. Die Friseurin hat Blut und Wasser geschwitzt, dass man sie anzeigen könnte und hat sicherheitshalber einen Paravent aufgestellt, sodass niemand von außen in den Laden hineinsehen konnte.

Kein Platz für Maskenlose

Eine weitere Episode mit meiner Mutter ist mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben, denn es war wie in einem skurrilen Film. Manchmal haben wir mit dem Rollator einen Spaziergang um das Wohnhaus gemacht. Weite Strecken waren nicht mehr möglich, so war unser Zwischenstopp eine Bushaltestelle. Hier konnte sie sich hinsetzen und etwas ausruhen, um dann wieder heimzukehren.

Bei diesen kurzen Spaziergängen an der frischen Luft haben wir keine Masken mitgenommen. Das war mir gar nicht in den Sinn gekommen, so auch nicht an diesem Sonntag. Ich half meiner Mutter, sich auf die Bank der Bushaltestelle zu setzen. Auf dieser Bank saßen noch zwei weitere Personen und eine Frau hielt sich in gewissem Abstand zu uns auf.

Auf einmal fing diese Frau an, uns zu maßregeln – wir dürften dort nicht ohne Maske sein. Ich antwortete freundlich, dass meine Mutter sich hier nur kurz ausruhen möchte. Doch das beruhigte die Person nicht, ganz im Gegenteil: Sie fing an, uns hysterisch anzuschreien – sie würde jetzt die Polizei rufen, wenn wir uns hier weiter aufhalten würden. Auch die beiden anderen keiften lautstark auf uns ein.

Ja, waren denn alle irre ?

In diesem Moment kam der Bus, hielt an, und die drei selbsternannten Blockwarte stiegen ein und fuhren davon – weit weg ins Niemandsland, wie ich hoffte. Wir blieben allein zurück. Meine Mutter, die den Tumult gar nicht verstanden hatte, schaute mich an und fragte: „Was wollten die denn, waren die irre?“ Ich stand da wie angewurzelt konnte es einfach nicht glauben. Ich antwortete nur tonlos: „Ja, alle irre …!“

Meine Mutter ist nun im Juli 2023 verstorben. Mein Vater verstarb im Februar 2020, kurz vor dem Lockdown. Beide konnte ich noch im Krankenhaus besuchen, ohne Coronamaßnahmen, ohne Testpflicht, ohne Einhaltung von Besuchszeiten. Dafür bin ich sehr dankbar. Mein Mitgefühl gilt all denen, die mit irrsinnigen Auflagen schikaniert wurden, wenn sie ihre Lieben im Krankenhaus besuchen wollten. Vielen war es nicht gestattet, ihre Angehörigen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Dies waren unmenschliche Zustände – und die sollten nie vergessen werden.