Norman wollte einfach nur studieren – was er als kritischer Student in der Coronazeit stattdessen erlebte, war ein dystopisches Szenario. Lesen Sie hier den ersten und den zweiten Teil seiner Geschichte…
Zu Beginn des Semesters gab es 2 Kategorien: „Grün“ für geimpft, genesen und getestet und „Rot“ für nichts. Für die Geimpften zeigte die „APP“ immer „Grün“ an, bei den Getesteten war eine ablaufende Zeitanzeige bis zum nächsten benötigten Test hinzugefügt. Im Verlauf des Semesters wurde die „APP“ dann noch weiter modifiziert, sodass der Status „Grün“ nur noch geimpft erreicht werden konnte und die getesteten jetzt einen „Gelben“ Status erhielten.
Professoren als Kontrolleure
Mit der Zeit begann ich aufgrund der planerischen Herausforderung und den Umwegen, die ich für das Testen in Kauf nehmen musste, auf online Testzertifikate zuzugreifen, da es oft keine Termine an der Uni mehr gab und die Apotheke auf Dauer zu kostspielig wurde. Von meinen Professoren wurde ich mit diesen Zertifikaten vermehrt misstrauisch begutachtet und war zumeist der einzige in meinem Kurs mit Test.
Ein Vorfall ist mir hierbei besonders in Erinnerung geblieben: Zu Beginn eines Seminars mussten sich alle vorschriftsgemäß ausweisen. Hier sollten alle Studenten ihr Smartphone aufzeigen, sodass der Professor wie in einer Art „Ausweiskontrolle“ den aktuellen Status überprüfen konnte.
“Sie müssen jetzt den Raum verlassen!”
Wie schon öfter hatte ich auf das Online-Zertifikat zugegriffen und dieses parat. Da ich nicht über die offiziellen Stellen der Uni gegangen war, zeigte die „APP“ „Rot“ an. Der Professor orientierte sich an der Farbe meines Passes und ignorierte mein Zertifikat auch nachdem ich ihn darauf hingewiesen hatte. Seine Worte: „Dann müssen Sie jetzt leider den Raum verlassen.“ So wurde ich als einziger hinausgeschickt. Die anderen Studierenden hat dies nicht interessiert.
Von hier an begab ich mich zum offiziellen Testzentrum der Universität, welches etwa 15 Minuten zu Fuß entfernt war, um dort mein Zertifikat und die „APP“ zertifizieren zu lassen. Daraufhin begab ich mich zurück zum Seminar, wo ich nach insgesamt 40 Minuten eintraf und nach erneuter Kontrolle meines Passes noch ganze 30 Minuten an der Veranstaltung teilnehmen durfte.
Wenige Wochen nach diesem Vorfall wechselte die Uni wieder in die Online-Lehre. In der Mensa der Universität herrschte die 2G-Regel, sodass ich hier keinen Zugang zur Kantine hatte. Dasselbe war auch der Fall in der Universitätsbibliothek, wodurch ich zusätzlich vom Leben an der Universität ausgeschlossen war und mir woanders Kontakte suchen musste.
Querdenker? Gefährlich!
Abschließend möchte ich noch einige zentrale Aussagen meiner Professoren hervorheben. Mein Studium umfasst politische Themengebiete, und viele meiner Professoren sind vom „Fach“. Eine gewisse Kompetenz bzw. Sensibilität für gesellschaftliche, soziale und politische Gebiete sollten sie also besitzen. Stattdessen riefen sie offen zu Gegendemos gegen die Montagsspaziergänge auf. Durch Covid sehe man zudem, wie tiefgreifend Rechtsextremismus in Deutschland – auch in Form der Montagspaziergänge- verbreitet ist.
Darüber hinaus wäre es eventuell eine Möglichkeit, einen Querdenker bei einem solchen Spaziergang zu interviewen, was man allerdings nicht aushalten würde, da es sich hierbei um sehr abschreckende und gefährliche Leute handelt.
Im Verlauf meines Studiums sind vermehrt solche Aussagen aufgetreten und die meisten entsprechen im Wesentlichen dem Mainstream-Narrativ und den ständigen Wiederholungen der Politiker. Vieles, was ich bislang in meinem Studium erlebt habe, ist mir vermutlich in der Dimension und der Auswirkung auf mein emotionales Befinden noch gar nicht bewusst. Was das Ganze mit mir gemacht hat, will ich mir auch gar nicht so genau ins Bewusstsein rufen … stattdessen versuche ich einfach, meinen Alltag als kritischer und andersdenkender Student zu gestalten – und auszuhalten.
Meine Tochter, Studentin, konnte als Ungeimpfte nicht an einer Exkursion teilnehmen, da der Eintritt in Museen (Kursthema) und Lokale (einen ganzen Tag in einer fremden Stadt ohne WC-Besuch?) für sie verboten war. Die Exkursion war eine Pflichtveranstaltung des Kurses, der ein ganzes Semester lang dauerte. Sie wurde deshalb für den gesamten Kurs mit Nicht genügend beurteilt und musste ein ganzes Jahr warten, bis dieser Kurs wieder veranstaltet wurde.
Ich hatte vor Corona auch ursprünglich vor Soziale Arbeit zu studieren. Da für mich von Anfang an klar war, dass ich mich nicht impfen lassen werde, da ich dies auch schon vor Corona nicht mehr tat und ich mich auch strikt weigerte mich testen zu lassen, war für mich ziemlich schnell klar, dass ich meinen eigentlichen Plan Sozialarbeiter zu werden, an den Nagel hängen kann. Seitdem ist in meinem Leben mehr oder weniger ein Stillstand eingetreten und auch wenn ich froh darüber bin, standhaft geblieben zu sein (außer das ich mich 2x habe testen lassen), hat diese Zeit extreme Depressive Auswirkungen auf mich, was auch unvermindert bis heute anhält. War es in der Corona-Zeit eher dem Umstand geschuldet, dass gefühlt alle einfach alles über sich ergehen ließen ohne auch nur ein bisschen Gegenwehr zu zeigen und man somit unweigerlich half diese Abscheulichkeiten Salonfähig zu machen und kaum jemand ernsthaft meine Standpunkte hören wollte, ist es, nachdem die Maßnahmen aufgehoben wurden, eher die Fassungslosigkeit darüber, dass niemand eine grundlegende Aufarbeitung der Zeit wirklich fordert und man einfach versucht den Alltag wie vor Corona zu leben, als wenn die Spaltung, Hetze und Ausgrenzung nie stattgefunden hätte, was mich so extrem deprimiert.