Dies ist der zweite Teil der Geschichte von Dirk und seinen Eltern. Zum ersten geht es hier.


Obwohl klar war, dass sie sterben würde, führte man noch einige Untersuchungen durch.
Einmal hatte ich für 16 Uhr einen Termin und man teilte mir mit, dass meine Mutter jeden Moment wieder da sein müsste.

Ich wartete ca. 90 Minuten und auf meine Nachfrage meinte man nur lapidar, dass nicht genug Personal vorhanden sei, um sie von der Untersuchung wieder abzuholen. Meinen Vorschlag, ich könne sie doch abholen, schmetterte man ab; Besuchern sei dies nicht gestattet. Ich war schon sehr angefressen, als man sie endlich wieder auf ihr Zimmer schob. Als ich dann sah, dass man ihr eine Maske aufgesetzt hatte und man auch auf dem Zimmer keine Anstalten machte, sie ihr abzunehmen, während die eine Schwester der anderen das Beatmungsgerät erklärte, da platzte ich.

Maske auf! Trotz Atemnot

Ich fragte, warum man ihr diesen Lappen ins Gesicht gehängt habe, da man schließlich wusste, dass meine Mutter sehr schlecht Luft bekam. Die Antwort: Das sei nun mal Vorschrift und auch alle anderen Patienten auf der pneumologischen Abteilung (!) mussten Maske tragen. Ich verwies darauf, dass es sich bei FFP2-Masken um Staubschutzmasken handele und diese gar nicht für medizinische Zwecke ausgelegt seien. Ich erhielt zur Antwort, sie seien zertifiziert.

Das brachte mich dann erst richtig in Rage und ich sagte ihnen, dass all die Maßnahmen, die sie hier mit unterstützen, ein Verbrechen an der Menschheit seien und dass sie vielleicht ihren Job verfehlt hätten. Das brachte wiederum eine der Schwestern auf die Palme. Ich konnte in dem Moment nicht anders und es tat mir eigentlich nur um meine Mutter leid, die alles mit anhören musste. Schließlich wollte ich nur verhindern, dass sie zu leiden hatte.

„Wo ist das Problem …?“

Nachdem die Schwestern das Zimmer verlassen hatten, konnte ich meine Mutter etwas beruhigen. Sie kannte ja meine Einstellung zu dem ganzen Irrsinn. Eine Minute später erschien ein junger Pfleger und fragte mich, was denn eigentlich mein Problem sei. “Was mein Problem ist?” Ich verwies darauf, dass meine Mutter im kalten Flur und dehydriert stehen gelassen wurde und das nicht zum ersten Mal. Wieder die gleichgültige Antwort, es sei nicht genug Personal vorhanden und dass er nichts dran ändern könne. “Doch, können Sie!”, erwiderte ich.

„Sie könnten als Team einfach mal gegenüber der Geschäftsleitung den Mund aufmachen! Und sagen, dass Patienten unter diesen unhaltbaren Zuständen zu leiden haben und dass auch sie als Personal wesentlich stressfreier arbeiten könnten.“ Ein Wort wechselte das andere, er war absolut uneinsichtig und arrogant und meine Stimme wurde abermals lauter. Dann meinte er, dass ich mich ja nun durch die Wartezeit bedingt bereits weit über eine Stunde im Krankenhaus aufhalten würde – und jetzt zu gehen habe!

Ich ging nur schweren Herzens

Ich weigerte mich zuerst und fragte ihn, ob er mich eigenhändig rauswerfen wolle? Dabei machte ich provokant einen Schritt auf ihn zu. Er würde jetzt die Polizei rufen, wenn ich nicht umgehend das Krankenhaus verlassen würde. “Machen Sie doch!”, erwiderte ich wütend.
Er wandte sich ab und verschwand. Mir war klar, dass er es ernst meinte, und um die Situation nicht vollends eskalieren zu lassen, wandte ich mich meiner Mutter zu und sagte ihr schweren Herzens, dass ich jetzt leider wegen dieses unmenschlich agierenden Angestellten gehen müsse.

Ich blieb noch fünf Minuten bei ihr. Der Pfleger kehrte zurück und pflaumte mich an, er hätte mich doch angewiesen, das Krankenhaus zu verlassen. Meine Mutter war traurig, dass sie nun wieder allein sein würde. Das tat mir einerseits sehr leid, aber ich bereute mein Verhalten absolut nicht. Ich fand es seit Beginn dieser P(l)andemie erschreckend, wie wenig Menschen den Mut hatten, den Mund aufzumachen.

Als ich mich schließlich schweren Herzens verabschiedet und das Zimmer verlassen hatte, vernahm ich ein leises “Er geht!” aus dem Schwesternzimmer.

Niemals verzeihen

Am nächsten Tag war ich wieder da und entschuldigte mich bei der Schwester, mit der ich mich angelegt hatte. Sie nahm es sehr positiv auf und freute sich regelrecht, dass ich die Größe dazu hatte. Dass ich dies nur tat, damit meine Mutter nicht nachteilig behandelt wird, behielt ich natürlich für mich. Ansonsten wäre es mir vollständig egal gewesen; ich hätte mich ganz sicher nicht für meine klaren Worte entschuldigt.

Das alles werde ich nie vergessen oder verzeihen können. Die Verantwortlichen müssen dafür zur Rechenschaft gezogen werden! Ich bin davon überzeugt, dass meine Mutter heute noch leben würde, wäre sie nicht in diese Giftspritzen getrieben worden. Sie wurde 88 Jahre alt.