Im Artikel „Maskenpflicht – Depression und Kündigung“  erzählte Manuel, wie er die Coronamaßnahmen erlebt hatte. Hier berichtet er über die Erlebnisse seines gehörlosen Lebensgefährten.


Manuel, 33, Fachinformatiker

Gehörlose benötigen die Mimik

Schlimm war die Ausgrenzung, die mein gehörloser Lebensgefährte erfuhr. Schon Jahre vor Corona war er in der Gesellschaft ein Ausgestoßener. Mit dem Beginn der Coronazeit drängte man ihn komplett an den Rand der Gesellschaft: aufgrund seiner Behinderung konnte er die anderen, wegen der Masken im Gesicht, nicht mehr verstehen. Auch seine Arbeit wurde sehr erschwert, bis er sich nicht mehr an die Maßnahmen hielt. Er ist Erzieher an einer bilingualen Schule, wo er mit hörenden und gehörlosen Kindern arbeitet, mit denen er über Gebärdensprache kommuniziert. Und das funktioniert nun mal nicht, wenn die Mimik nicht zu sehen ist.

Gebärdensprache mit Maske?

Mein Lebensgefährte erzählte mir damals, dass er beim Direktor der Schule war und sich bei ihm über die Maskenpflicht beschwert hatte, weil die Maske die Kommunikation beim Gebärden behindert. Sowohl er als auch die Kinder könnten so nichts mehr verstehen. Er teilte seinem Chef auch mit, dass er sich nicht mehr an die Maskenpflicht halten und tun würde, was er für richtig hält. Darauf antwortete sein Chef, dass womöglich eine Impfpflicht kommen werde. Meinen Lebensgefährten interessierte das nicht, er entgegnete, dass er dann kündigen würde. Die Schule könne dann zusehen, wie sie einen Erzieher mit Gebärdensprachkompetenz bekommt; er hätte genügend Angebote, wo er sofort anfangen könne. Als er mir das erzählte, war ich stolz auf ihn und ich freute mich, dass er so stark ist und seine Prinzipien nicht verrät.

Kinder bekamen Sprachdefizite

An einem anderen Tag erzählte er mir, dass die Kinder in seinem Hort auf dem Pausenhof Fußball spielen durften und das, obwohl so etwas, wegen der angeblichen Ansteckungsgefahr, verboten war. Das Verbot interessierte ihn nicht. Seine Meinung war, dass, wenn die Bundesliga, trotz Corona und Plandemie, Fußball spielt, die Kinder das selbstverständlich auch dürfen. So ließ er es geschehen – die Kinder hatten Spaß und konnten sich auf dem Pausenhof lebhaft austoben. Mein Lebensgefährte versuchte, das Leben der Kinder so gut wie möglich zu erleichtern, z. B. indem er sie Fußball spielen ließ. In seinem Hort durften sie auch die Maske absetzen. Ihm war wichtig, dass es den Kindern gut geht, da er es nicht ertragen konnte, zuzusehen, wie die Kinder unter den menschenverachtenden Maßnahmen leiden mussten. Er stellte auch fest, dass Kinder aufgrund der Maskenpflicht in der Schule Sprachdefizite entwickelten und insgesamt in ihrer Entwicklung zurückfielen. Sie bekamen auch vermehrt psychische Störungen wie Angstzustände und Depressionen.

Die Polizei suchte Streit

Mein Lebensgefährte wurde sogar am 3. März 2021 von einem Polizisten angegriffen, weil er, wegen seiner Behinderung, nicht gehört hatte, dass der Polizist ihn aufforderte, stehenzubleiben. Ich muss hinzufügen, dass wir mit drei anderen zusammen damals durch einen Park gelaufen sind. Es war unser Montagsspaziergang und die Polizei war dort im Park sehr präsent und offensichtlich auf der Suche nach Streit und Eskalation. Ich hatte Mühe gehabt, die Hand vom Polizisten von meinem Lebensgefährten loszureißen. Hinterher war es schwer, meinen Partner zu beruhigen.