Silke, 56, Krankenschwester

Ich bin 56 Jahre alt und bin Krankenschwester. Ich habe mich gegen die Covid19-Impfung entschieden. Die Ungleichbehandlung der “Ungeimpften” war für mich schwer auszuhalten. Täglich musste ich bei Dienstantritt einen Test vorlegen und unterschreiben lassen. Das Testen war zweimal in der Woche und nur unter “Aufsicht” in der Klinik möglich –  natürlich außerhalb der Dienstzeit. Geimpfte Kollegen durften sich allein testen, während ihrer Dienstzeit. Als ich selbst an Covid erkrankte, erhielt ich eine Ermahnung vom Arbeitgeber, da ich beim Gesundheitsamt angegeben hatte, dass ich mit Kollegen gefrühstückt hatte. Mir wurde unterstellt, dass ich bei der Befragung durch die Hygienebeauftragte der Klinik nicht angegeben hatte, dass ich am gemeinsamen Frühstück teilnahm. Wortlaut aus dem Schreiben der Klinik:

“Entweder haben Sie die Frage der Hygienebeauftragten falsch verstanden oder die Unwahrheit gesagt”. Zu dieser Zeit lag noch keine Dienstanweisung vor, dass “Ungeimpfte” nicht am Frühstück teilnehmen durften. Im Schriftverkehr mit dem Arbeitgeber bezüglich dieses Sachverhaltes wurden mir immer arbeitsrechtliche Konsequenzen angedroht. Mich rieb das nervlich sehr auf; ich war psychisch am Ende und das erste Mal in meinem Leben monatelang krankgeschrieben.

Maskierter Besuch

Die Schreiben des Arbeitgebers wurden mir zu Hause an meiner Haustür gegen Empfangsbestätigung von zwei maskierten Mitarbeitern der Personalabteilung übergeben. Man kam sich vor wie ein Schwerverbrecher! Das Makabre daran ist, dass ich mich bei geimpften Patienten angesteckt hatte! Ein Kollege warf mir dann noch vor, dass er sich bei mir angesteckt habe, da ich als Ungeimpfte mehr Viren ausscheiden würde und er auch keinerlei Verständnis für meine Entscheidung habe, mich nicht gegen Covid impfen zu lassen.

Ab Ende März ging ich wieder arbeiten. Ende Mai erfolgte die schriftliche Anhörung durch das Gesundheitsamt.

Im Juli 2022 kam ich aus dem Nachtdienst. Wenige Tage später erhielt ich morgens einen Anruf aus der Klinik, dass ich nicht mehr zum Spätdienst erscheinen darf, da das Gesundheitsamt das Beschäftigungsverbot ausgesprochen hat. Ich wollte gegen den Bescheid klagen, die Rechtsschutzversicherung lehnte jedoch die Kostenübernahme ab, da es “die staatlich angeordnete Impfpflicht” betreffe. Aufgrund der schlechten Erfolgsaussichten nahm ich von einer Klage Abstand. Daraufhin habe ich mich arbeitslos gemeldet. Auch hier musste ich aufgrund der “widerruflichen Freistellung” um mein Geld kämpfen. Und das nach über 40 Jahren Arbeit.

Nur Ungeimpfte wurden freigestellt

Als im Sommer 2021 meine Kollegen gegen Corona geimpft wurden und mit starken Nebenwirkungen arbeitsunfähig erkrankten, bin ich oft eingesprungen. Bis zum Schluss hatte ich gehofft, dass das Beschäftigungsverbot nicht ausgesprochen wird, aber nachdem ich meine Schuldigkeit getan hatte, durfte ich gehen. Im Vorfeld habe ich auch noch zwei neu eingestellte Kolleginnen eingearbeitet. Und gehen mussten auch nur die Kollegen, die “abkömmlich” waren. So wurde ungeimpftes Pflegepersonal freigestellt, nicht geimpfte Ergotherapeuten und Ärzte durften jedoch weiterarbeiten.

Ich war einfach fassungslos, wie mit mir umgegangen wurde. Ich fühlte mich so ohnmächtig und ausgeliefert. Ende November 2022 nahm ich Kontakt zu meinem Pflegedienstleiter auf. Anfang Dezember teilte er mir dann mit, dass ich nicht auf meine Station zurück könne. Seine Begründung:  “Sie würden sich ja wieder so entscheiden, wenn es noch einmal so kommt und sie sind ihrer Pflicht nicht nachgekommen, die vulnerablen Gruppen zu schützen. Es liegt jedoch nicht an ihrer Person oder fachlichen Kompetenz.” Diese Worte haben sich bei mir eingebrannt.

Als der Betriebsrat dies hinterfragte, wurde diesem gesagt, dass meine Stelle besetzt sei. Mein Stationsleiter und auch fast das ganze Team hätten mich gern zurückgehabt. Mein Stationsleiter sagte zu mir: “Ich habe den Eindruck, je mehr wir uns für dich einsetzen, desto sturer wird die Pflegedienstleitung.”

Erst im Januar 2023 bekam ich dann einen Termin, um meinen neuen Einsatzort zu besprechen. Und jetzt kommt für mich der Hammer: eine Station für Patienten ab 58 Jahren aufwärts: “vulnerable Gruppen”. Ich habe bis 2018 auf einer geschlossenen psychiatrischen Station gearbeitet und wurde dort zweimal von Patienten angegriffen und geschlagen. Daraufhin habe ich um einen Stationswechsel gebeten, was auch klappte.

Meine Lebensfreude ist dahin

Leider gibt es auf dieser Station, auf der ich im Januar eingesetzt wurde, auch Gewaltpotential. Dort erlebte ich dann wieder Beschimpfungen und Bedrohungen und es wurde mit Gegenständen nach mir geworfen. Ich bin jetzt krank und beim Traumatherapeuten in Behandlung. Psychisch bin ich ziemlich am Ende, meine Lebensfreude ist mir abhandengekommen und ich habe noch nie so viel weinen müssen. Ich danke Ihnen, allen “Schwurblern” und aufgeklärten, kritischen Menschen. Auch meiner Familie und Freunden. Diese haben mir die Kraft gegeben, dies alles durchzustehen.

Und es macht mich so traurig, wenn mir nahestehende Menschen von ihren Beschwerden erzählen, die sie wohl von der Impfung haben – das sagen sie selbst. Denn einige haben sich nur wegen dieser Impfpflicht spritzen lassen, weil sie alleinstehend sind und keinen anderen Weg für sich sahen.

Und ich beobachte mit größter Verachtung die Wendehälse. Diese Heuchelei halte ich fast nicht aus. Die haben unsägliches Leid über so viele Menschen gebracht und sind immer noch in Amt und Würden. Ich hatte lediglich „nein“ zur Impfung gesagt …