Ken, 45, SAP-Berater
Wir haben die Bundesrepublik und ihre hoch bezahlten Bonzen schon weit vor Corona zu verachten gelernt. Aber man hat sich arrangiert. Über die Runden gekommen ist man immer irgendwie; auch die Krise 2008 haben wir trotz enormer Verluste gemeistert. Mit Beginn der ‘Pandemie’ wurde im vereinigten Wirtschaftsgebiet jedoch rasant alles immer absurder und faschistischer. Denunziation, Herabwürdigung und persönliche, verbale Angriffe gehörten plötzlich zum alltäglichen Prozedere.
Ausspioniert per Drohne
Selbst Menschen, die wir bis dato sehr geschätzt haben, zogen plötzlich tiefe Gräben. Nachbarn flogen mit Drohne über die Grundstücke, um zu schauen, wer gegen die Kontaktbeschränkungen verstieß, Freunde keiften uns an, wir seien schuld, dass die Kinder in der Schule weiterhin Maske tragen müssten, dass wir Omamörder seien, usw. Treffen mit der Familie, mit Freunden und Bekannten wurde mehr und mehr zum Tanz auf rohen Eiern. Die Menge an sozialen Interaktionen wurde aus eigener Entscheidung reduziert. Nur wenige hatten Verständnis. Die Montagsspaziergänge wurden von der Antifa und Lehrern unseres Gymnasiums als Gegendemonstration begleitet.
Unsere Tochter machte nicht mit
Die vorgeschriebenen Tests unserer schulpflichtigen Tochter durften wir in Brandenburg selbst durchführen und bestätigten dies mit einer elterlichen Unterschrift. Ständig änderten sich Bedingungen und Intervalle diesbezüglich. Am Tag der Zeugnisausgabe 2021 war plötzlich, wider die Ankündigungen der vorausgegangenen Tage, doch ein Testpflichttag und unsere Unterschrift war nicht gegeben. Eine Anfrage der Schule, ob sie den Test an unserer Tochter ohne unser Beisein vornehmen dürfen, wiesen wir ab. Somit war unsere Tochter die Einzige, die nicht bei der Zeugnisausgabe und auch nicht bei der Verabschiedung der Klasse in die Sommerferien dabei sein durfte. Andere Mädels fälschten schnell auf dem Klo die Unterschrift ihrer Eltern. Unsere Tochter machte einfach nicht mit und wartete vor dem Schulgelände auf ihre Freundinnen, um in die Ferien zu starten.
Auch im neuen Schuljahr stand die Hysterie und Gängelung der Kinder weiter auf der Tagesordnung. Das Lehrerkollegium wie auch das Direktorat reagierten auf unsere Schreiben bezüglich der vermissten Garantenpflicht und Garantenstellung so, wie es in Diktaturen erwartbar und in einem Rechtsstaat nicht akzeptabel ist – nämlich gar nicht. Wir erhielten keine Reaktion, außer von der Klassenlehrerin: “Bei Ihnen weiß ich ja, woran ich bin”. Von weiteren Schreiben hat mir ein befreundeter Oberstaatsanwalt abgeraten. Zitat: “Fühlt sich ein (Lehr-) Beamter bedrängt und ihr habt ihn rechtlich in die Enge gedrängt, wird er ganz sicher zurückbeißen, bis hin zum Informieren des Jugendamtes. Disziplinarverfahren wirken sich stets enorm nachteilig auf die eigene Karriere aus.”
Hallo Schweden!
Das war uns dann doch zu gefährlich, zumal hier in Brandenburg noch viele der alten Stasi-Granden an den Schaltstellen der Ämter und Behörden ihren Dienst tun. Also haben wir unseren
langersehnten Traum verwirklicht und sind nach Skandinavien ausgewandert. Wir haben es bis heute keinen Moment bereut. Berufsbedingte Reisen in die Bundesrepublik sind mir heute ein wirklicher Gräuel. Selbst, wenn wir es in 20 Jahren vielleicht körperlich nicht mehr schaffen, den Hof hier in Schweden zu bewirtschaften und ihn irgendwann verkaufen, bringen uns keine zehn Pferde zurück in die alte Heimat. Die Welt ist groß, und Deutschland ist nach unserer Auffassung ein altes, behäbiges Schiff mit Jahrzehnten an Investitionsstau. Kaputt, abgewirtschaftet und keinesfalls reformierbar.
Das Experiment
Menschlich ist unfassbar viel Porzellan zerschlagen worden. Nach all dem Wahnsinn der letzten Jahrzehnte hat die BRD schonungslos aufgezeigt, wie einfach frühere Diktatoren ein Gros der
Gesellschaft in eine menschenunwürdige Richtung beeinflussen konnten. Es kostet nicht viel, das habe ich bei all meinem Unverständnis über die Ignoranz der Bevölkerung doch sehr schmerzlich lernen dürfen. Ein hochinteressantes Gesellschaftsexperiment – fürwahr …
Ich habe leider ein geringes Einkommen aber arbeite mit Hochdruck, dieses Irrenhaus auch endlich zu verlassen. Mein Ziel ist zunächst Ungarn.
Ich bewundere alle die den Absprung schaffen und Auswandern ! Ich wäre sofort aus Deutschland fortgegangen — wenn meine Kids mitgezogen wären !
An Ungarn hat uns die Sprache abgeschreckt. Die ist etwas spezieller als schwedisch. Aber das Land lag in unserer Prioritätenliste weit oben.
Hallo Ken,
Euer Schicksal bedauere ich sehr. Eure Entscheidung Deutschland zu verlassen finde ich sehr gut. Wir überlegen auch ernsthaft D. zu verlassen.
Wie kommt Ihr/Du mit der Landessprache zurecht? Das Klima und die Wintermonate, schlagen die nicht auf das Gemüt?
Liebe Grüße
Hej Kevin, wir haben nun den ersten Winter hinter uns und er ist viiiiiiel besser, als in Deutschland. Viel Schnee und enorm viel Licht, da der Schnee enorm reflektiert. Und eine trockene Kälte bei -10 Grad ist um Längen angenehmer, als 0 Grad und Nieselregen. Und letzten Sommer hatten wir hier auch über 30 Grad. Ist also viel Trugschluss und Vorurteil dabei, wenn man sagt, Schweden hat ein doofes Klima.
Mit der Landessprache komme ich leidlich zurecht, liegt aber daran, dass ich aktuell noch kaum unter die Leute komme. Beruflich eingespannt, die vielen Reisen, den Hof auf Vordermann bringen, unsere Kräuterproduktion vorantreiben, Tiere versorgen. Ich habe schlichtweg wenig Zeit und lerne nur durch die Familie. Bei dieser sieht es anders aus. Meine Frau und der Große gehen zum von der Gemeinde finanzierten Sprachkurs und meine Kleine besucht die 9. Klasse an der hiesigen Schule. Die drei sprechen schon relativ flüssig nach neun Monaten. Aber auch bei mir wird das früher oder später noch, aber auch so kommt man hier gut zurecht, da nahezu alle gutes Englisch in Schweden sprechen.
Ich kann Euch nur empfehlen, mehrere Exildestinationen zu suchen und dann ganz klar die Vor – und Nachteile gegeneinander aufzuwiegen. Ungarn stand lange Zeit relativ weit oben, wir haben aber final wegen der Sprache anders entschieden.
Ich drücke Euch die Daumen für Eure Reise und wünsche Euch von Herzen alles Gute.