Josefine, 43, Immobilienkauffrau
Im März 2021, es war ein erster recht warmer und sonniger Tag, ging ich nach dem Einkauf unsere Brandenburger Straße entlang, auf der das Tragen einer Maske vorgeschrieben war. Ohne Maske, ich habe sie nach dem Einkauf heruntergerissen und nicht wieder aufgesetzt. Kurze Zeit später rannten, ja wirklich rannten, mehrere Polizisten hinter mir her und ich wurde gestoppt und eingekreist. Auf dem Bußgeldbescheid sind nur zwei Polizisten angeführt, dem war nicht so, es waren fünf inkl. Oberwachtmeister.
Eingekreist von Polizisten
Die Leute um mich herum blieben stehen und filmten die Situation sogar mit dem Handy. Auf die Frage, warum ich keine Maske trage, sagte ich, dass ich es schlicht vergessen habe. Vergessen ist hier nicht mehr, sagte der Polizist und nahm daraufhin meine Personalien auf. Hätte ich meinen Ausweis nicht gezeigt, hätte ich mit zur Wache gemusst.
In den zehn Minuten der Datenaufnahme -ein kleines Mutti-Heft, mit grünen und orangenen Markierungen, ich bekam orange- sind massenhaft Menschen ohne Maske an uns vorbeigelaufen. Ich erlebte keine freundliche Verwarnung. Es war sehr unangenehm und auch peinlich und ich wurde sehr wütend. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich seit dem Pandemiebeginn einen Rucksack trage, auf dem die Worte “Freiheit”, “Demokratie”, “Team Reitschuster” und “coronaausschuss.de” stehen. Der Bußgeldbescheid kam kurze Zeit später ins Haus geflattert.
Mein Rucksack machte aggressiv
Der Rucksack (ich denke es lag am Rucksack, denn eine Maske hatte ich auf) hat mir auch im nachbarschaftlichen Supermarkt schon Demütigungen beschert. Ein älterer Herr, zwei Köpfe größer, lief hinter mir vorbei, stand dann rechts neben mir am Milchprodukteregal und schlug mir, ohne Vorwarnung und vor allem ohne Grund, einfach seinen Ellenbogen gegen meinen Kopf. Ich denke, Grund dafür war der Rucksack. Nach der Attacke ging er einfach weiter, als sei nichts gewesen. Ich war baff und stand da wie versteinert. Ich konnte nichts sagen, war völlig gelähmt.
Im gleichen Supermarkt lief ein Bekannter von mir von hinten an mir vorbei Richtung Fleischtheke, schubste mich im Vorbeigehen und rief mir durch den Supermarkt “Drecksschlampe!” zu. Er hatte mich mit Mütze und Maske wohl nicht erkannt. Ich ihn schon.
Mir wurde auf der beliebten Einkaufsmeile so oft ein “Schäm Dich!” von völlig Fremden zugerufen, dass ich aufgehört habe zu zählen.
Wenn ich mit meinem Sohn zusammen einkaufen war, habe ich auf den Rucksack verzichtet. Ich weiß bis heute nicht, ob das richtig war. Meine Douglasverkäuferin, bei der ich seit über zehn Jahren mein Parfum kaufe, hat mir noch nicht einmal meinen Duft vor der Tür verkauft. Ich solle mich doch einfach impfen lassen.
Es waren viele kleine und große Nadelstiche und erst jetzt beim Niederschreiben rollen die ersten Tränen. Wahrscheinlich war ich immer zu wütend zum Weinen.
Was soll ich von den Menschen halten?
Mein 16jähriger Sohn ist übrigens gut durch die Maßnahmenorgie gekommen. Er geht auf eine Potsdamer Privatschule, auf der zwar fast alle Schüler geimpft sind, aber wo der Maßnahmenwahn nur minimal umgesetzt wurde. Ab und zu kam ihm von seinen Freunden scherzhaft mal ein “alter Querdenker” entgegen, aber das machte ihm nichts. Und bei uns zu Hause haben wir die schönsten Feiern gefeiert. Übrigens Geimpfte und Ungeimpfte zusammen. Auch der Nachbar, der mir sagte, dass in ein Restaurant zu gehen kein Grundrecht ist, hat bis in die Nacht bei uns getanzt.
Und nun sitze ich hier am Ende der Mail und weiß überhaupt nicht mehr, was ich von den mir nahen und fernen Menschen halten soll. Vielleicht ein Zeichen dieser Zeit, dass wir die Menschen anders betrachten und uns viele Fragen stellen, denn nur so kommen wir weiter.
Ach ja die Masken… Als es mit der FFP2 Maskenpflicht in Geschäften losging, wollte ich zur Bank etwas Bargeld abholen, damit ich mir in der Apotheke diese teuren Dinger kaufen kann (die eine Apotheke im Ort bietet keine Kartenzahlung). Aus der Bankfiliale wurde ich von einer Mitarbeiterin herausgescheucht als wäre ich ein verlauster Straßenköter, weil ich statt der seit dem Tag vorgeschriebenen FFP2 Maske noch mein Stufftuch benutzt hatte. Nungut, bin dann wieder nach Hause gefahren, habe etwas Bargeld aus der Couch gefischt und bin dann zur Apotheke. Dort haben die mich aber auch nicht rein gelassen. Schlussendlich musste ich paar Leute, die vor der Apotheke in der Schlange standen fragen, ob sie so nett wären mir eine Packung Masken zu kaufen. Dieser eine Tag hat für mich die undurchdachte, unsinnige Corona-Politik perfekt zusammengefasst.