Alexander, 51, Systemischer Familienberater

2011 begann mein Engagement in der Politik. Unzufrieden mit den etablierten Parteien suchte ich ein Wirkungsfeld, das meinen Werten entspricht. Auch vorher war ich schon gesellschaftlich engagiert. Viele Menschen, vor allem Freunde, wussten, wie ich „ticke“ und um meine Werte, die ich bis heute vertrete.
Ich habe mich über 25 Jahre ehrenamtlich in Bremerhaven engagiert. Dabei ging es mir immer um die soziale Teilhabe, gegen Diskriminierung und Ausgrenzung, und um den Menschen an sich -ungeachtet seiner Herkunft, Religion oder Ansichten. Ich habe Menschen geholfen, selbst Veranstaltungen organisiert und versucht, eine Stimme für die zu sein, die nicht gehört werden.

Meine Werte wurden mir abgesprochen

Das endete 2020 mit Beginn der Corona-Politik. Früh war mir klar, dass etwas gewaltig schiefläuft, als Angst und Panik logisches Denken und Rationalität ablösten, wie ich auch in zwei Blogbeiträgen im April 2020 deutlich gemacht habe. Die Reaktion auf diese und auch andere Beiträge haben mich dann allerdings menschlich so tief erschüttert, dass es bis heute anhält und für mich kaum in Worte zu fassen ist. Mir wurden die Werte, die ich bis dahin und auch heute noch immer vertrete, abgesprochen, ich wurde in Lager und Schubladen einsortiert, sachliche Auseinandersetzungen wurden unmöglich gemacht. Enttäuschender umso mehr, als dies auch von Menschen kam, die mich besser hätten kennen sollen. Plötzlich wurde mir Unverantwortlichkeit, Menschenfeindlichkeit und Schlimmeres vorgehalten. Vergessen, wie ich all die Jahre immer gehandelt und gesprochen habe, wohl wissend um die Verantwortung meiner Worte.

Mit „Denke selbst“ und Grundgesetz war es vorbei

Gefördert wurde die verbale Abwertung durch mediale Äußerung führender Journalisten und Politiker, welche die Stimmung in der Bevölkerung gegen Kritiker der Maßnahmen
anheizten. Auch meine Ex-Partei machte da keine Ausnahme, die mal angetreten sind mit „Trau keinem Plakat, denke selbst“, #RTFGG und soziale Teilhabe. Wir waren die mit den Fragen.
2020 waren diese Prinzipien plötzlich obsolet, es wurden noch härtere Grundrechtseinschränkungen gefordert, statt Fragen zu beantworten oder Fragen zu stellen bzw. zu hinterfragen. Im Gegenteil, diejenigen, die das taten, wurden ausgegrenzt und im anderen Lager verortet. Von Teilhabe gar nicht zu sprechen; es war plötzlich völlig ok, dass Menschen aufgrund kritischer Haltung zu Maßnahmen oder der mRNA-Impfung ausgegrenzt werden. Der Zweck heiligt schließlich die Mittel. Letzten Endes führte genau diese Haltung und dieses Agieren zu meinem Austritt aus der Partei, die bis dahin mein politisches Zuhause war.

Wider besseres Wissen das Falsche tun

Kommunalpolitisch sah es da nicht viel besser aus, auch wenn man da etwas zurückhaltender war. Zumindest gab es unter den Kollegen aus der Politik hier und da noch sachliche Gespräche, Rückhalt allerdings keinen. Man wollte ja nicht bei „den Falschen“ verortet werden. Zumindest kamen einige ins Grübeln, wenn ich ihnen die logischen Widersprüche aufzeigte. Das gipfelte dann während eines Gesprächs in dem Satz: „Du hast ja inhaltlich und argumentativ völlig recht, aber willst du dich wirklich deswegen aufreiben?“. Ich nenne es fehlende Integrität, wenn man wider besseren Wissens das Falsche tut. Nach zehn Jahren Kommunalpolitik habe ich allerdings von vielen auch kein Rückgrat und Integrität erwartet. Dass allerdings Menschen, teils jahrzehntelange ehemalige Freunde, mir plötzlich Eigenschaften attestierten, die konträr zu meinen Werten und Überzeugungen stehen, kein Problem mit meiner Ausgrenzung hatten, sich distanzierten usw., das kann ich ihnen nicht verzeihen. Sie hätten es besser wissen können und müssen. #Ihrhabtmitgemacht.