Gabriele, 71, pensionierte Gymnasiallehrerin

Krebs – Ich wäre fast gestorben

Bei mir wurde Anfang 2021 Darmkrebs diagnostiziert, schon in einem gefährlichen Stadium. Zwei Krankenhäuser haben es abgelehnt, mich zu operieren, angeblich wegen fehlender Betten, dabei war die Operation lebenswichtig. Ich wäre fast gestorben, wenn ich nicht im letzten Moment nach intensiver Suche eine Klinik gefunden hätte, in der ich operiert werden konnte.
Im Krankenhaus durfte mich nur meine Tochter besuchen, unter schwierigen Umständen. Ich hatte ein Einzelzimmer und war wochenlang total allein. Fünf Tage lang lag ich auf der Intensivstation, bis ich auf die Krebsstation verlegt wurde. Der Druck dort, mich impfen zu lassen, war immens. Ein Arzt, zu dem ich während der Chemo musste, schickte mir ungefragt einen Impftermin zu, er wollte mich mit Astra Zeneca impfen. Ich war empört und habe ihm natürlich abgesagt. Mein Immunsystem hätte das nicht verkraftet. Ich bin jetzt immer noch ungeimpft. Das Tragen der Masken während der Chemotherapie und die Ausgrenzung von Freunden und Bekannten hat mich zusätzlich sehr deprimiert. Ich habe zwei sehr schwere Jahre hinter mir.

Sicher gibt es viele andere, die Ähnliches erlebt haben. Ich bin ja froh, dass ich wenigstens noch lebe. Der psychische Schaden ist allerdings unermesslich. Es muss eine gründliche Aufarbeitung stattfinden, die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.


Isolde, 70, Pädagogik-Dozentin

Hörgeschädigt – Verlassen Sie das Geschäft!

Besonders schlimm war der Besuch eines kleinen Postbüros in Schlachtensee. Ich betrat den Laden ohne Maske: „Setzen Sie Ihre Maske auf!“ „Nein, ich brauche keine.“ „Haben Sie ein Attest?“ Ich will der Dame hinter dem Tresen den Screenshot mit der allgemeinen Corona-Verordnung zeigen, nach der ich als Hörgeschädigte keiner Maskenpflicht unterliege. Sie wehrt ab: „Nein, ich will nicht mit Ihnen diskutieren.“ Ich entgegnete: „Ich will nicht mit Ihnen diskutieren, sondern Sie informieren.“

„Nein, verlassen Sie das Geschäft!“ Und ich musste unverrichteter Dinge raus aus dem Laden, in dem ganz viele Leute standen und alles mitbekamen. Ich habe eine Online-Anzeige wegen Diskriminierung und Nötigung gestellt, diese ist natürlich im Sande verlaufen. Und vor kurzer Zeit sprach mich im Bus eine Dame mit Rollator und Maske an, ich hätte doch wohl meine Maske vergessen. Meine Antwort war, dass ich keine trage, das war‘s. Ansonsten fliege ich eigentlich unter dem Radar, aber auch während dieser kleinsten Erlebnisse wird man so sehr mit der Realität konfrontiert, dass es oft nicht zu ertragen ist.


Regina, 62, Servicekraft in einer Spielhalle

Ich will nicht neben Ungeimpften stehen

Ich arbeite in einer Spielhalle. Mit der neuen Filialleitung, die nach dem Lockdown kam,
habe ich kein gutes Verhältnis, weil ich mich nicht impfen lassen wollte. Es kamen immer wieder Schikanen. Sie hat sogar Impftermine für meine Arbeitskollegen gemacht und sie persönlich hingefahren. Auch von Arbeitskollegen kamen immer öfter dumme Sprüche wie: „Ach, da ist unsere Ungeimpfte!“ oder „Ungeimpfte sollte man nicht im Krankenhaus behandeln!“

Ich habe versucht, mit ihnen über die Impfung zu reden, sie aufzuklären, als Antwort kamen Sätze wie “Bist du jetzt Professor? Du hast ja keine Ahnung…!“, usw. Ein Freund von mir sagte sogar: “Ich möchte nicht neben einem Ungeimpften stehen” – es ging um ein Konzert. Ein anderer Bekannter wollte keinen Kontakt mehr zu mir, wir hatten uns gerade erst kennengelernt. Das war in der Anfangszeit von Corona. Nachdem er von meiner Einstellung erfahren hatte, hat er den Kontakt abgebrochen. Mir fehlen die Worte für das, was passiert ist und ich verstehe die Menschen nicht mehr, die sich in dieser Zeit so radikalisiert haben. Vergessen werde ich das niemals.