Detlev, 60, Programmierer
Vor einem Jahr, Ende Februar, hatte ich einen Schlaganfall. Innerhalb von Sekunden konnte ich meine rechte Körperhälfte nicht mehr bewegen. Zum Glück war meine Frau dabei und rief direkt den Krankenwagen – in kürzester Zeit war ich im Krankenhaus in der Stroke Unit.
Während ich noch “verkabelt” wurde und im Schock auf der Intensivstation lag, wurde ich nach meinem Impfstatus gefragt. Als ich sagte, dass ich ungeimpft bin, fragte die Ärztin, warum dies so sei, und dass ich das sofort nachholen könnte und sollte! Zum Glück war ich in der Situation geistig klar und lehnte das “Angebot” vehement ab.
Durch die Lähmung konnte ich mein Smartphone nicht benutzen; eine freundliche Schwester ließ mich dann mit ihrem telefonieren, damit ich meiner Frau Bescheid sagen konnte – sie hat sofort im Krankenhaus angerufen und sich über das Drängeln der Ärztin beschwert – das Thema Impfung wurde dann auch nicht mehr angesprochen.
Drei Monate allein
Wegen zusätzlicher Nierenprobleme lag ich zwei Wochen lang auf der Intensivstation – meine Frau durfte mich nicht besuchen, weil sie ebenfalls ungeimpft war. Selbst geimpfte Freunde durften mich nicht sehen. Ich schwankte zwischen Wut, Unsicherheit und Angst, aber es half nichts. Ich musste diese Zeit ganz allein bewältigen. Natürlich wurde ich regelmäßig auf Corona getestet, aber daran gewöhnte ich mich mit der Zeit.
Anschließend wurde ich in eine Reha-Klinik verlegt, musste aber in einer Art “Schleuse” warten – das heißt, ich wurde auf ein schmales Bett geschnallt, bis der PCR-Test ausgewertet war. So war das halt damals als Ungeimpfter …
In der Reha-Klinik waren die Maßnahmen ähnlich drakonisch: Nur Geimpfte hatten Zutritt, und selbst diese nur mit aktuellem, negativem Test. Masken, Tests und Desinfizieren waren Routine. Das Krankenhaus war durch einen Bauzaun “abgeriegelt”, um jeden Kontakt zur Außenwelt zu verhindern.
Meine Frau durfte mich auch während meiner 3-monatigen Reha nicht besuchen – sie wurde dadurch schwer traumatisiert und erlitt einen Nervenzusammenbruch. Ich wurde zwischenzeitlich auf eine andere Station verlegt – auf meiner war Corona ausgebrochen! Alle liefen aufgeregt und in voller Montur herum, wie bei “Outbreak” – es war wirklich gruselig.
Die gefährliche Theke
Der Gipfel des Absurden war, als mich meine geimpfte Schwester besuchen kam: Sie schob mich mit dem Rollstuhl in die Cafeteria für ein Stück Kuchen und einen Kaffee. Als wir uns der Theke näherten, kam sofort eine aufgeregte Angestellte herbeigerannt und wies darauf hin, dass Besucher den durch ein Band gekennzeichneten Bereich um die Theke herum, ca. fünf Meter, nicht betreten dürfen. Dass ich nicht in der Lage war, mich allein fortzubewegen, geschweige denn Kaffee und Kuchen zu transportieren, schien sie nicht zu interessieren. Direkt hinter dem Band saßen rund 40 Menschen an den Tischen, nahmen Kaffee und Kuchen zu sich und unterhielten sich. Auch das interessierte die Mitarbeiterin der Klinik nicht: Vorschrift ist Vorschrift! Und erleichtert das Denken.
Zwischendurch hatte meine Frau überlegt, vorbeizukommen – wegen des Bauzauns wäre dies aber nur aus mehreren Metern Entfernung “hinter Gittern” möglich gewesen – wir haben dann darauf verzichtet, es hätte uns zu sehr belastet.
Inzwischen haben alle Geimpften aus meinem Bekanntenkreis Corona gehabt, teils sogar mehrfach. Meine Frau und ich haben es hingegen nicht „geschafft“, uns anzustecken. Plötzliche und unerwartete Todesfälle im Bekanntenkreis gab es auch.
Ich hoffe, dass im Laufe der Zeit alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden – nur daran glauben, das kann ich nicht.
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