Anka, 47, Hausfrau

In den schlimmen Jahren mit Corona haben wir so viel Schreckliches erlebt, dass es nur in Häppchen zu ertragen ist. Dem Leser und auch mir ist die ganze Geschichte in einem Stück nicht zuzumuten.

Meine Eltern, die geistig fit und bei bester Gesundheit sind, lebten schon seit einigen Jahren in Ungarn, zusammen mit meiner 95-jährigen Oma. Im Dezember 2021 bekamen sie eine Erkältung. Da sie alle strikt gegen die Maßnahmen waren, gingen sie nicht zum Arzt, da dies ohne Test nicht möglich war. Am 30.12. stürzte mein Vater unglücklich über einen Hocker und blieb bewusstlos auf dem Boden liegen; beim Aufschlag hatte er wohl Blut gespuckt, das Foto vom Blutfleck am Schrank hatte er mir noch geschickt. Ab diesem Tag schrieb er nur noch völlig wirr, über Telegram.

Die Angst vor dem Test war zu groß

Ich bat ihn, zum Arzt zu gehen, aber seine Angst vor einem Test war so groß, dass er trotz seiner schweren Verletzung zu Hause blieb. Freunde und Nachbarn hatten seinen Zustand wahrgenommen, aber kamen ihn nicht besuchen, aus Angst vor Corona. Meine Mutter war anwesend, aber durch die Maßnahmen war ihre Depression wieder voll ausgebrochen und sie hat nicht mitbekommen, was mit ihm geschehen ist.

Einige Tage hat er mit den schweren Kopfverletzungen weitergelebt und sogar gearbeitet. In der Nacht vom 1.1. auf den 2.1. hat er meiner Oma plötzlich mitten in der Nacht einen Teller Suppe gebracht. Sie hatte sich noch sehr gewundert – sie war die letzte Person, die ihn lebend gesehen hat. Es war wie ein “Auf-Wiedersehen”. Am nächsten Morgen, dem 02.01., wollte mein Bruder ihn wecken, da war er bereits verstorben.

Im Totenschein stand „Covid“

Wegen der schweren Kopfverletzungen leitete die Polizei Ermittlungen ein. Wir wissen nicht, ob er positiv getestet war, aber wir kannten seine Angst vor den Tests, weswegen er ja selbst schwerverletzt keinen Arzt aufsuchen wollte. Es ist daher mehr als unwahrscheinlich. Dennoch stand im Totenschein: „Todesursache Covid“ – so kamen sie zu ihren Zahlen.

Wenn er das wüsste, würde er sich im Grab umdrehen.
Ich durfte ihn nicht mehr sehen, wegen Corona war das untersagt und das Räumkommando hat fast alles aus dem Haus entsorgt, auch wegen Corona. Als sie dann noch mit einer Hausdesinfektion anfangen wollten, haben wir uns geweigert, so ein Unsinn! Und die Kosten für das alles mussten wir natürlich auch tragen.

Meine Oma überlebte nicht

Am 3.1. wurde meine Mutter ins Krankenhaus verbracht und das Drama nahm seinen Lauf. Die Unmenschlichkeit dort übertrifft alles, was ich mir je vorstellen konnte. Ich kann einfach nicht glauben, wozu Menschen fähig sind. Meine Oma hat dieses Desaster nicht überlebt. Sie hat das alles zu sehr aufgeregt. Sie hat immer gesagt, „Lasst euch nicht impfen!“. Nachdem sie dann Corona hatte, sagte sie „Na, wenn das alles ist?“

Drei Tage lang hatte sie Fieber, das war es. Mit 95 Jahren hat dieser liebe Mensch, eine Frau, die den Holocaust überlebt hat, nach einem Herzinfarkt im Februar 2022 ihre Augen für immer geschlossen. Wenn ich mich wieder gefasst habe, berichte ich im nächsten Teil weiter, was ich alles mit meiner Mutter in den Krankenhäusern und Pflegeheimen erleben musste.