Im Oktober 2020 war ich auf einer Demo. Hingefahren bin ich mit dem Zug, es waren acht Stationen bis zum Ziel. Auf halber Strecke kam der Schaffner mit Bodyguard zu unseren Plätzen. Meine Begleiterin und ich trugen keine Maske, er forderte uns auf, eine anzuziehen. Meine Begleiterin zeigte ihr Attest vor und er war zufrieden.

Ich wusste, dass ich mein Attest gegenüber einem Zivilisten nicht vorzeigen musste, also weigerte ich mich. Er befahl mir dann sofort, den Zug zu verlassen. Aber auch hier wusste ich, dass ich das rein rechtlich gesehen nicht zu tun habe, da ich ja laut der Corona-Verordnung Baden-Württemberg aufgrund sonstiger oder gesundheitlicher Gründe, keine Maske tragen musste.

Aus dem Zug geworfen

Neben einem Attest kann man auch eine mündliche, eidesstattliche Versicherung zur Glaubhaftmachung abgeben. Meine Worte wurden jedoch einfach ignoriert. Der Schaffner wies den Lokführer an, nicht weiterzufahren. Bis zum Ziel hätte es noch ca. 10 Minuten gedauert. Bis die Polizei kam, dauerte es ebenfalls 10 Minuten.

Als die Polizei den Zug betrat, forderten die Beamten mich auf, auszusteigen. Ich sagte daraufhin, dass ich bereit wäre, der Polizei mein Attest vorzuzeigen – obwohl ich der Meinung bin, dass ich auch dies nicht tun musste, da die Unschuldsvermutung gilt. Die Beamten entgegneten, das machen wir draußen. Ich weigerte mich aber dennoch, auszusteigen.

Dann griffen sie mich und brachten mich hinaus. Während sie mich abfertigten, übersahen sie mein Attest. Ich zeigte es auch nicht vor, da sie mich diesbezüglich verärgert hatten. Sie ließen mich zurück, ich ging erneut auf den Bahnsteig und stieg in den nächsten Zug ein. Eine gültige Fahrkarte hatte ich ja noch.

Und dann noch allein …

Auf der Demo schienen Beamte mich an meinem auffälligen lila Regenschirm zu erkennen, aber sie sagten nichts. Später am Abend, als ich zurückfuhr, musste ich am Bahnhof mein Attest vorzeigen. Es wurde nach einem kurzen Wortwechsel akzeptiert; es war eins zum selber ausdrucken. Die Rückfahrt verlief ohne Schaffner.

Meine Begleiterin war übrigens im ersten Zug sitzengeblieben. Ich sah sie den ganzen Tag lang nicht mehr. Ihre Begründung: Sie wollte auf die Demo und nicht aussteigen.


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