Bruno, 47, IT-Berater

Ich lebe am Rande von Berlin, bin glücklich verheiratet und habe leider keine Kinder.

Als die Corona-Sache begann, war meine Familie schon etwas zerteilt, mein Halbbruder väterlicherseits (jetzt 56 Jahre alt) hatte die Vormundschaft für meine demente Mutter (jetzt 79 Jahre alt) erhalten, obwohl er selbst, auf eigenen Wunsch, einer richterlichen Vormundschaft unterlag. Dies ist so vom Gesetzgeber nicht vorgesehen und nur in äußersten Ausnahmen möglich.

Ich möchte dazu anmerken, dass meine Mutter, mein Halbbruder und ich, als noch alles gut war, eine Vorsorgevollmacht für meine Mutter getroffen hatten. Zu dieser Zeit war meine Mutter, soweit geistig noch gesund und ihr Mann, der nicht mein Vater war, noch am Leben.

Mein Halbbruder glaubte mir nicht

Dann kam die “Krise” und die Welt begann immer mehr stillzustehen. Mein Halbbruder bemerkte, dass ich mit der “Krisengeschichte” nicht so recht einverstanden war. Das vertiefte sich, als ich ihm mit Namen wie Wolfgang Wodarg und ähnlichen kritischen Stimmen versuchte, seine Angst zu nehmen. Er glaubte alles, was in den Medien kam und sah mich als „Schwurbler“ und dergleichen– der Graben zwischen uns wurde im Zuge der Coronapanik immer größer.

Im Februar 2020 starb dann der Mann meiner Mutter, das weiß ich nur von seiner Tochter, die ich mal zufällig getroffen hatte. Ich konnte mich nicht von ihm verabschieden, da ich keine Information darüber erhalten hatte. Alsbald sich mein Halbbruder dann bei meiner Mutter einquartierte und begann, mit ihrem Geld um sich zu schmeißen, versuchte ich, meine Mutter zu meiner Frau und mir zu holen, was meine Mutter auch selber gern wollte. Da die Demenz aber schon etwas fortgeschrittener war, konnte sie mir nicht mehr genauere “Wünsche” oder dergleichen kundtun.

Kontaktverbot zur eigenen Mutter

Schlussendlich hat mein Halbbruder es irgendwie geschafft, mich aus der Vorsorgevollmacht heraus zu bekommen. Wahrscheinlich, weil ich nicht wie er in der Nähe meiner Mutter lebe und weil er eine echt gute Beziehung zu seiner gerichtlichen Betreuerin hatte. Ich bekam sogar ein “Kontaktverbot” und durfte mich nur auf 400 Meter an meine Mutter annähern.

Ich weiß heute, dass ich meine Mutter jederzeit hätte besuchen können, aber in Anbetracht dessen, dass meine Mutter Demenz hat und mein Halbbruder alles tun wird, dass ich meine Mutter nicht sehe, habe ich es aufgegeben und bin in Selbstmitleid versunken.

Meine Mutter wird dieses Jahr im August 80 Jahre und ich werde ihr nicht gratulieren können. Ich werde an der Situation auch nichts ändern, da ich mich diesem Schicksal ergebe und damit mein Leben lang zu kämpfen haben werde.

Ihr seid nicht allein!

Ich schreibe euch diese “Geschichte” nicht, weil ich Mitleid erwarte, ich schreibe sie, damit andere Menschen sehen, was die eigene Familie mit einem Menschen machen kann. Ich habe kein Mitleid verdient, aber ich habe auch nicht mehr die Kraft, die ich noch haben sollte. Meine Familie ist zerstört, zumindest die Hälfte meinerseits, auf der Seite meiner Frau sind ein Onkel und die Oma verstorben, und eine Tante bleibt ohne Kontakt zu uns und zu meinen Schwiegereltern. Meine Frau hat sich zweimal spritzen lassen, nach der zweiten “Spritze” ging es meiner Frau nur wenig schlecht, aber meine Schwiegermutter, auch 2x gespritzt, war nach dem zweiten Mal stundenlang nicht ansprechbar und nässte sich ein.

Als meine Frau einen Arzt rufen wollte, erwiderte meine Schwiegermutter sehr energisch: “Kein Krankenhaus!” Sie hat sich zum Glück in wenigen Tagen wieder erholt. Aber der Schock sitzt meiner Frau noch heute in den Knochen. Ich möchte, dass noch viele andere Menschen von vielen anderen Menschen erfahren: “Ich bin nicht allein, ich vergesse nicht! – Wir vergessen nicht!”


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