Jasmin, 37, Hausfrau und Mutter

Mein Sohn war damals im letzten Jahr der Kita und sollte eingeschult werden. Neun Wochen vor Ende der Kita kam plötzlich der erste Lockdown. Er brauchte eigentlich noch die Frühförderung, doch plötzlich war alles weg. Zu Hause wurde er dann aggressiv, auch gegenüber seinem kleinen Bruder. Wir waren am Ende, denn es durfte keiner kommen, um uns zu helfen. Er war damals sechs und hatte einen besten Freund. Irgendwann fing er an, seine Sachen zu packen. Er wollte zu Timo. Als ich ihm sagte, dass wir das noch nicht dürfen, traf mich der Schlag. Mein kleiner Junge drohte mit Selbstmord.

Er kämpfte gegen „das Virus“

Da bin ich schlagartig wach geworden. Es konnte einfach nicht wahr sein, was da in der Seele meines Kindes passiert war. Timos Mama und ich beschlossen daraufhin, dass die Kinder sich weiterhin treffen sollen – das Wohl unserer Kinder war uns wichtiger als die menschenfeindlichen Verordnungen der Regierung. Irgendwann gab er mir eine Antwort für seine Wut: Er kämpfe gegen das Virus. Er konnte es nicht zwar sehen, aber mit der Sensibilität eines Kindes bekam er genug von den Ängsten der Erwachsenen um ihn herum mit.

Panische Lehrer

Nach der Einschulung wurde dank panischen Lehrern und der Isolation während der Lockdowns alles noch viel schlimmer. Als die Schule dann geöffnet war, mit all diesen absurden Regeln, sonderten sie meinen kleinen Sohn einfach so aus – er konnte nicht so mitmachen wie die anderen. Am Ende war er nur noch vier Stunden in der Woche dort. Zum Schluss fürchtete er eine Lehrerin ganz besonders: Sie war sehr streng, was die Coronaregeln anging und drangsalierte die Kinder. Er hatte dann natürlich auch große Angst vor Corona und konnte es aber nicht sagen, also änderte sich sein Verhalten. Die Maske war der Horror für ihn.

Bis in einem anderen Projekt einer anderen Schule Platz war, dauerte es eineinhalb Jahre. Danach ging es schulisch langsam etwas besser. Ich muss zugeben, dadurch, dass mein Kleiner vor dem Ganzen schon eine Frühförderung brauchte, bekomme ich oft zu hören, dass es an uns liegt. Nein! Es ist nicht schön, wenn ein so sensibles Kind Dauerangst hat.

Ängstlich und ausgeschlossen

Die neue Schule hat Panik vermieden. Vorher musste mein Sohn allerdings fünf Monate lang eine Tagesklinik besuchen. Das Ende vom Lied ist, dass er zu allem noch eine Angststörung entwickelt hat, die immer mal wieder schlimmer wird, da er nicht über seine Gefühle reden mag. Nach der Schule geht er zu einer Tagesmutter. Für die Hilfen, die nicht da waren, machen uns jetzt andere Eltern verantwortlich und ich habe Depressionen. Mein Kleiner wird sehr oft ausgeschlossen und auch die Familie zeigt mit dem Finger auf mich.

Mein kleinerer Sohn hat den Kindergarten leider mit Absperrbändern kennengelernt und ohne Frühstücksraum. Als all dies endlich weg war, war er schon fast fünf. Er war völlig überfordert und weinte oft. Kein Singen, kein Toben vorher – er braucht heute Zeit, diesen Horror loszulassen. Egal, wo ein Desinfektionsständer steht, dort rennt er immer noch hin. Das ist geblieben. All diese Unmenschlichkeiten, die sich gegen die Schwächsten und Schützenswertesten der Gesellschaft richteten, machen mich unendlich wütend auf die Politik – und auf alle, die mitgemacht haben.


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