Manuel, 33 Jahre, Fachinformatiker
Wo soll ich anfangen? Es gibt vieles, was ich in der Coronazeit erlebt habe.
Viel Negatives, aber auch viel Positives. 2020, als diese Plandemie anfing, hatte ich noch eine Arbeit. Im März begannen die Maßnahmen in der Firma: Es fing an mit Abstand halten, Begrüßungen ohne Händeschütteln und in einem Raum durften sich maximal zwei Personen aufhalten. Viele Kollegen sind damals ins Home- Office gegangen. Ich blieb in der Firma, weil ich für die IT zuständig war und mit anderen Kollegen Notebooks einrichten musste, die wir extra für die Kollegen gekauft hatten, die ins Home-Office wollten.
Ich weigerte mich, Maske zu tragen
Die Maßnahmen kratzten spürbar an meiner Substanz, weil dadurch meine Erinnerungen an eine Zeit hervorkamen, als ich in der Schule gemobbt wurde. Auch da hat man zu mir Abstand gehalten, weil rumerzählt wurde, dass ich Aids hätte. Nachdem ich es in der Firma nicht mehr ausgehalten hatte, bin auch ich ins Home-Office gegangen. Sofort ging es mir viel besser, vor allem deshalb, weil mein Lebensgefährte zu der Zeit auch zu Hause arbeitete, so war ich wenigstens nicht allein. Im November 2020 kam dann die Maskenpflicht in der Firma, die ich damals schon als sinnlos und schädlich empfand. Ich weigerte mich, Maske zu tragen.
Da ich 2020 schon fünf Jahre mit einem gehörlos geborenen Menschen zusammenlebte, der durch Cochlea Implantate zwar hören kann, aber dennoch schwerhörig ist, habe ich in den fünf Jahren unserer Beziehung gelernt, wie wichtig die Mimik in der Kommunikation ist. Schwerhörige und Gehörlose sind auf die Mimik des anderen angewiesen. Da auch für mich die Mimik ein elementarer und wichtiger Bestandteil der Kommunikation geworden ist, litt ich unter der Maskenpflicht auf der Arbeit. Kurz vor Ende November 2020 habe ich darauf gedrängt, wieder ins Home-Office zu gehen. Am Tag, bevor mein Home-Office begann, bekam ich auf der Arbeit einen Nervenzusammenbruch und Heulkrampf.
Maske oder Rausschmiss
Im Home-Office, das zwar eine Erleichterung war, bekam ich trotzdem Alpträume und Angstzustände, weil ich wusste, dass meine Chefs von mir verlangen werden, zurück in die Firma zu gehen. Den ganzen Dezember 2020 bis fast Ende Januar 2021 nahm ich Urlaub. Ende Januar 2021 hatte ich dann eine Videokonferenz mit meinem IT-Leiter, der mir sagte, die Geschäftsführung möchte, dass ich wieder ins Büro komme. Als ich fragte, ob ich wieder Maske tragen muss, beantworte mein IT-Leiter diese mit „Ja“. Ich erwiderte, dass ich dann weiter im Home-Office bleiben werde, weil ich meine Psyche und Gesundheit nicht belasten will. Die Antwort war, dass dann passieren kann, dass die Geschäftsführung sich von mir trennen würde.
Depression und Kündigung
Ich antwortete, dass mir das egal wäre und ich keine Angst hätte. Die Videokonferenz war an einem Freitag im Januar 2021; über das Wochenende dachte ich nach, und entschloss mich, Anfang Februar 2021 zum Arzt zu gehen, weil sich mein Zustand am Wochenende deutlich verschlechtert hatte. Mein Arzt stellte Depressionen im Anfangsstadium fest und schrieb mich zuerst eine Woche lang krank. Danach noch eine weitere Woche, danach für zwei Wochen. In der dritten Woche erhielt ich die betriebsbedingte Kündigung. Man hatte mir tatsächlich, ohne triftigen Grund, gekündigt. Ich wurde bis Ende März 2021 freigestellt, bekam weiterhin mein Gehalt und sogar eine große Abfindung. Mein Arbeitgeber wusste wohl, dass ich bei einer Klage vor dem Arbeitsgericht gewinnen würde. Aber, auch wenn ich anfangs geschockt war, so war ich dennoch erleichtert, da ich sowieso geplant hatte, dort im Oktober 2021 zu kündigen. Nach der Kündigung fühlte ich mich viel besser; die Depressionen verschwanden, wie auch meine Alpträume.
Ich war “unsolidarisch”
In allem wurde mir auch permanent von „gehorsamen“ Personen unterstellt, dass ich eine Gefahr, respektlos und nicht solidarisch wäre, weil ich diese ganzen Maßnahmen nicht mitgemacht habe. Als das mit den Impfungen begann, wurde ich als impfstofffreier Mensch weiter beschimpft, diffamiert und ausgegrenzt. Auch da wurde mir unterstellt, dass ich für die Gesellschaft eine Gefahr sei und dafür verantwortlich, dass die Zahlen steigen und wegen mir die Maßnahmen nicht beendet würden. Und das nur, weil ich mich nicht habe impfen lassen. Ich durfte nicht ins Kino, nicht ins Restaurant, geschweige denn in den Baumarkt, weil ich für die Geimpften und die Regierung wertlos war.
Dies war der erste Teil von Manuels Geschichte. Im zweiten Teil, der in Kürze veröffentlicht wird, berichtet Manuel über die Erfahrungen seines gehörlosen Lebensgefährten, der als Erzieher an einer bilingualen Schule mit hörenden und gehörlosen Kindern arbeitet. Sie erfahren dann, wie es den Schülern dort in der Coronazeit erging – und wie er sich zum Wohl der Kinder gegen die Regeln stellte.
No comments! Be the first commenter?