Annette, 56, Lehrerin

Im Zuge unseres Aufarbeitungsprozesses, unserer Vorbereitungen für die Galerie der Aufarbeitung in Bergisch Gladbach, die bereits zweimal stattfand, und des Sendens von Beiträgen für unserenTelegramkanal Retrospektiven kamen auch bei mir immer mehr Fragen auf: Wie hat mich das alles persönlich betroffen und beeinflusst, inwiefern habe ich mich verändert? Welche Prioritäten wurden verschoben?

Politische Wissenschaft

Bei der Vorbereitung unserer Galerie bewegten wir uns zeitlich drei Jahre zurück und lasen und erlebten noch einmal, was damals passierte, wer was gesagt hatte und wie reagiert wurde vonseiten der Politik, der Medien, der politisch korrekten Wissenschaftler und derjenigen Wissenschaftler, die nicht aus den Augen verloren hatten, was Wissenschaft bedeutet. Laut Brockhaus in einem Band, 4. Aktualisierte Auflage, beginnt die Wissenschaft “mit dem Sammeln, Ordnen und Beschreiben ihres Materials. Weitere Schritte sind die Bildung von Hypothesen und Theorien. Sie müssen sich am Material bestätigen (Verifikation) oder bei Widerlegung (Falsifikation) durch neue ersetzt werden.”

Wie oft hatte man das Gefühl, gegen eine Wand zu rennen? Warum merkten wir, dass hier etwas nicht stimmt und andere nicht? Woher kommt dieses blinde Vertrauen in die Medien? Im Laufe der drei Jahre wurden solche Fragen teilweise beantwortet. Unser Horizont hat sich unglaublich stark erweitert. Plötzlich waren es keine Romane mehr, sondern Abhandlungen z.B. zur Massenpsychologie und Artikel, die sich mit der Saisonalität von Viren beschäftigen.

Betreutes Denken – nein danke

Frühere Entscheidungen, z.B. sich aus der Welt der sogenannten Qualitätsmedien zurückzuziehen und den schwarzen Kasten nur noch gelegentlich für die ein oder andere DVD zu nutzen, wurden untermauert. Die damalige Entscheidung beruhte auf dem Gefühl, dass man sich nach dem Konsumieren der Nachrichten oder der Talkshows etc. schlecht fühlte. Immer war alles negativ.

Was sind das da für Menschen, die uns sagen wollen, wie wir zu denken oder zu fühlen haben, welche Haltung wir zu den Dingen einnehmen müssten? Wieso wollen sie uns die Fähigkeit absprechen, selber zu denken und uns eine Meinung zu bilden? Mit Erschrecken habe ich wahrgenommen, wie sich einige Mitmenschen in ihren Ansichten um 180 Grad (nein, nicht um 360!) gedreht hatten. War es vorher: “Bitte alles Bio und bloß kein Gen-Mais”, schien eine Gen-Spritze nun völlig okay zu sein. Hier zeigt sich natürlich die Ahnungslosigkeit und das völlige Fehlen kritischer Auseinandersetzung mit den Dingen. Welche Veränderungen gab es inzwischen auf persönlicher Ebene?

Da ist zunächst einmal das Gefühl einer großen Erschöpfung, physisch und psychisch. Angstgefühle haben mich begleitet, die aber nichts mit Viren und dergleichen zu tun hatten, sondern mit dem, was sich um mich herum abgespielte, mit dem spürbaren Schwinden der Freiheitsrechte auf globaler Ebene. Es gab Momente, wo sich der Druck im Magen immer mehr zu verstärken schien. Was half, waren neue Routinen: Morgens ein bisschen Yoga, mittags ein Gang durch den Wald, Atemübungen, später dann der Austausch mit Gleichgesinnten, die es ja gab: Halleluja!

Die wahren Freunde

Das war überhaupt das, was unglaublich dabei geholfen hat, nicht verrückt zu werden. Das Durchforsten der Kanäle hat geholfen und war gleichzeitig immer auch eine Last. Oft war es einfach zu viel Input. Aufklärung ja; auf der anderen Seite viel Negatives, was auch wieder Unwohlsein produzierte. Das Warten auf den Erlöser oder die erlösende Nachricht. Wir alle haben in diesen Zeiten Freunde verloren, Familienangehörige wollten nichts mehr von einem wissen. Viele erzählten von schmerzhaften Ausgrenzungen und Anfeindungen. Andererseits haben wir vielleicht erfahren, wer wirklich unsere Freunde sind, mit wem man trotz unterschiedlicher Ansichten in einer Sache weiter befreundet sein kann.

Neue Freundschaften haben sich gebildet. Es haben Menschen zueinander gefunden, die auf so vielen verschiedenen Ebenen gleich oder ähnlich ticken. Was für ein Glück, dass wir uns getroffen haben! Unsere nun schon therapeutischen Montagsspaziergänge möchten wir nicht missen. Wir sind alle in den letzten Jahren vielleicht ein kleines bisschen schneller gealtert als unter normalen Umständen, aber auch innerlich gewachsen und gereift. Es gilt, all die Informationen aus den unterschiedlichsten Bereichen, die sich angesammelt haben, zu ordnen und zu nutzen.

Den inneren Kompass finden

Gemeinsame Projekte sind entstanden, sind im Entstehen und es wird sicherlich mehr davon geben. Besonders gut zu wissen, dass man im Notfall weiß, dass es ganz viele Menschen gibt, zu denen man gehen kann, wo man Hilfe erfahren kann, die sich untereinander vernetzt haben und die auch ohne Handynetz und bei abgeschaltetem Strom zueinander finden würden.

Es war immer auch der innere Kompass, der den Weg zeigte, während er bei vielen Menschen wie wild ausschlug und sie teilweise völlig die Orientierung verloren. Wenn der innere Kompass nicht gut funktioniert, neigen Menschen dazu, sich verführen oder in die Irre führen zu lassen; in diesem Fall von Medien, die vergessen haben, was eigentlich ihre Aufgabe ist – und die das große böse Spiel mitgespielt haben und bis heute mitspielen.


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