Ulrike, 51, Berufsschullehrerin

Liebes Team von „Wir vergessen nicht“, heute erhielt ich von einer lieben Freundin aus der “neuen” Zeit einen Link zu dem Brief der Lehrerin “Imke”. So wie meine Freundin bin auch ich Berufsschullehrerin. Sie hat mir als “Deutschlehrerin” meine an die Landesschulbehörde, Gesundheitsamt und Schulleitungen formulierten Briefe gegengelesen. Ich habe alle abgeschickt – und von keinem eine Antwort erhalten!

Die Schulleitung spionierte

Ich bin seit September 2020 krankgeschrieben, weil ich trotz Maskenattest eine Dienstanweisung zum Tragen der Maske meines damaligen Seminarleiters erhielt. Zum damaligen Zeitpunkt stand ich kurz vor der Beförderung zur Studiendirektorin – die Prüfung hatte ich mit: “über die Maßen geeignet” bestanden. Das war plötzlich nicht mehr von Interesse. Meine Schulleitung hatte überdies noch meinen Arzt kontaktiert, um weitere Diagnosen zu meinem Maskenattest einzufordern.

Mein Arzt hielt sich zwar an seine Schweigepflicht, wollte mich aber in Folge nicht mehr sehen. Nur durch einen “Zufall” konnte ich doch noch einen Termin bei ihm erhalten, bei dem er mir erklärte, dass bei ihm, aufgrund des von ihm ausgestellten Maskenattests, eine Durchsuchung des Gesundheitsamts stattgefunden hatte. In der Schule wurde ich nach Einreichung meines Attests zunächst vom Unterricht freigestellt, was ich über den Dezernenten rückgängig machen konnte.

Beförderung gestrichen

Im Seminar wurde ich zwei Tage nach meiner Krankmeldung von diesem Posten entpflichtet: Man könne mich nicht mehr alleine den Referendaren zumuten und müsse ab nun immer einen weiteren Kollegen einbeziehen, da ich zu sehr “manipulieren” würde. Das sei zu viel Aufwand für die Seminarleitung. Ein eingereichtes Eilverfahren zur Wiedererlangung meiner Beförderung bestätigte “selbstverständlich” den Antrag meiner Seminarleitung.

In der Folge war ich häufiger beim Amtsarzt und wurde jedes Mal wieder dienstfähig geschrieben. Da meine Schulleitung ein Gespräch verweigert, bin ich durch meinen jetzigen Arzt weiterhin krankgeschrieben.

Nichts sehen, nichts hören, nichts tun

Der Höhepunkt des Geschehens ist aus meiner Sicht ein Gespräch mit dem psychiatrischen Dienst, einem Amtsarzt des Gesundheitsamts, gewesen. Er teilte mir mit, dass sie vom Gesundheitsamt auch nicht alle Maßnahmen mitgemacht hätten und dass er schließlich auch wüsste, was hier in diesem Land vor 80 Jahren geschehen sei. Ich würde mich da mit einem “Tanker” anlegen. Er selbst wolle sich das nicht antun, denn er sei schließlich Beamter und wolle dies auch bleiben. Die Macht, die die Gesundheitsämter erhalten haben, hätten sie gar nicht haben wollen und deswegen seien sie auch nicht verantwortlich.

Diese Haltung verschlägt mir heute noch die Sprache. Wider besseres Wissen handeln, aus Bequemlichkeit und Anpassung Schuld auf sich zu laden und das dann auch noch ganz normal zu finden – es zeigte ein erschreckendes Gesellschaftsbild.

Ich verließ den Raum dann nur mit den Worten: “Ich bereue nichts – und Sie?”


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