Nicole, 45, Verwaltungsangestellte

Ich erinnere mich noch gut an den Anfang der Pandemie. Ein kurzer Rückblick: im Sommer 2003 war ich kurz nach Aufhebung der SARS-Reisewarnung für zwei Monate in Peking und hielt mich unbesorgt, ohne Maske und Abstand, aber topfit, in Bussen, Metros, Mehrbettabteilen in Nachtzügen und Großraumbüros auf.

Im Winter 2020 fielen dann unbeschwert Witze, wenn jemand hustete, nieste oder überdurchschnittlich viele Konservendosen in seinen Einkaufswagen lud. Natürlich akzeptierten wir als Familie den ersten Lockdown im März 2020 und selbstverständlich befolgten wir alle Vorgaben. Auch das Home-Schooling unserer beiden Kinder, zu dem Zeitpunkt 11 und 9 Jahre alt, lief, trotz unserer beiden Vollzeitjobs mit nur wenig Home-Office-Möglichkeiten, recht gut.

Wir suchten Ausgleich

Lediglich für Verwunderung sorgte, dass die über Skype zugeschaltete Freundin meiner Tochter erst gegen 11 Uhr an den Laptop kam, und ihre Mutter, Lehrerin, laut Aussagen ihrer Tochter, da noch im Bett lag. Um 11 Uhr hatte ich im Normalfall bereits die Hälfte meines achtstündigen-Bürotages hinter mir. Unsere Kinder waren oft zwangsweise auf sich allein gestellt, und daher schon sehr selbständig; das kam uns in dieser Zeit zugute.

Zuvor hatten wir jederzeit unsere äußerst lieben und hilfsbereiten Großeltern um Hilfe gebeten – das war von einem auf den anderen Tag vorbei. In unserer Freizeit versuchten wir, Corona weitestgehend auszublenden, und mit vielen Outdoor-Aktivitäten für Normalität zu sorgen. Auch Urlaub war im Sommer 2020 möglich. Das Jahr 2021 begann dann stressbedingt mit einem Tinnitus, und die Freuden des ersten Sommerurlaubs 2021 wurden durch ein täglich verpflichtendes Corona-Testregime erheblich gedämpft.

Riskante “Impfung”

So langsam gewann das Thema „mRNA-Impfung“ an Fahrt. Da ich wissen wollte, was genau dahintersteckt, las ich das Buch „Corona-Impfstoffe – Rettung oder Risiko?“ von Clemens Arvay. Danach war mir klar, dass ich bzw. wir als Familie aufgrund des Risikoprofils der Impfung bzw. der Krankheit als gesunde Menschen keine mRNA-Impfung benötigen.

Viele meiner Bekannten sehnten bereits die Impfung herbei, ich brachte meine Gegenargumente vor, die aber meist nicht verfingen. Der Sommerurlaub in Schweden brachte uns wenigstens für ein paar Wochen die Normalität zurück. Danach schlugen die Corona-Maßnahmen in Deutschland aber mit aller Härte durch. Die Stiko war eingeknickt, und hatte die Impfung für Kinder ab 12 Jahren freigegeben, obwohl die Kinder weder Treiber noch Risikogruppe waren und unser aller Schutz bedürfen!

Langsam bekam ich Angst

Mein Brief „Bitte kommen Sie der Politik nicht entgegen“ an Prof. Mertens war natürlich unbeantwortet geblieben. Ich bekam langsam Angst – und dies zurecht. In der Klasse unserer mittlerweile 12-jährigen Tochter ließen sich sukzessive alle bis auf drei Kinder impfen. Die Luft wurde dünner im Herbst – auch die Sport- und Musikvereine begannen plötzlich, den Impfstatus meiner Tochter abzufragen, und sie im Anschluss daran als Ungeimpfte auszuschließen. Meine Tochter bekam eine Kindergeburtstagseinladung auf die Eisbahn, doch die Eisbahn war plötzlich 2G.

Ebenso konnten wir das Geburtstagsgeschenk für ihre Freundin nicht kurzfristig in der Stadt besorgen, da auch die Geschäfte die 2G-Regel befolgten. Manchmal reichte die Zeit für eine Amazon-Bestellung nicht aus. Ich war wütend und schrie meine Tochter an, die ganz ruhig blieb. Wie schaffte sie das? Ich habe immer noch Tränen in den Augen, wenn ich an diese unzähligen, hilflosen Situationen denke.

Wöchentliche Impfaufrufe!

Auch auf der Arbeit wurde es zusehend schwer, da ich in der Verwaltung einer Behinderteneinrichtung arbeite. Impfaufrufe und -angebote fanden fast wöchentlich statt. Vor fast jeder Besprechung wurde der Impfstatus offengelegt und ausdiskutiert. Einmal stellte mich mein eigener Chef in einer externen Besprechung bloß und schimpfte völlig am Thema vorbei über die vielen Ungeimpften, die an den Lockdowns schuld sind. Mein Puls raste, aber ich fand dennoch ein paar knappe Worte, um die Sinnhaftigkeit der Impfung infrage zu stellen. Ein persönlicher Tiefpunkt für mich, der mich menschlich sehr enttäuscht hat.

Zusammenhalt – es gab ihn

3G am Arbeitsplatz war noch machbar, aber irgendwann stand die einrichtungsbezogene Impfpflicht im Raum – und wurde wahr. Ein existenzbedrohender Albtraum, den ich aber mit einigen anderen willensstarken Kollegen gut überstanden habe. Wir haben zusammengehalten und wir haben durch-gehalten. Wieder ein positiver Aspekt! Immer an der Seite stand mein Mann, der auch absolut gegen die Impfung ist.

Glücklicherweise bekam ich – und schließlich meine Familie – im Dezember 2021 Corona (Delta), was ziemlich ruhig bis symptomfrei verlief. Ich frage mich dennoch: Wieso werden bei positivem Test dieses gefürchteten Virus nicht umgehend Erste Hilfe-Kits zur Verfügung gestellt? Nach Hause gehen und Abwarten ist für mich kein nachvollziehbares, medizinisches Vorgehen?

Der Albtraum Mensch

Es gibt bspw. chinesische Kräutertees zur Reduzierung der Virenlast, die wir uns dann selbst organisiert haben. Der erworbene 2G-Status war für uns ein Befreiungsschlag. Wir gingen von dort an fast wöchentlich auf die Straße, um gegen die allgemeine Impfpflicht zu demonstrieren, und mussten einmal sogar am Boden liegende, friedliche Demonstranten sehen, die von Polizisten blutig geprügelt wurden.

Schließlich ist die allgemeine Impfpflicht im Bundestag doch noch gescheitert. Ich war unendlich erleichtert. Einen neuen Job aufgrund der einrichtungsbezogenen Impfpflicht hätte ich sicher schneller gefunden als ein neues Heimatland. Letzten Endes bleibt aber der Beschluss, auszuwandern. Zu tief sitzen die Wunden und Verletzungen. Deutschland und ein Großteil der Deutschen waren ein Albtraum während Corona. Noch immer stehe ich im Geschäft, der Bücherei oder im Schwimmbad, mir fällt ein, dass der Zutritt nicht mehr selbstverständlich ist, und mir wird mulmig.


Hier können Sie uns unterstützen: