Obdachlos in der Coronazeit

Inga, 50, Pflegefachkraft

In der Coronazeit habe ich ehrenamtlich in einer Obdachlosentagesstätte in Hamburg mitgearbeitet.
Das war der Winter, als es nachts unter 20 Grad kalt wurde. Wenn ich an den Obdachlosen auf der Straße vorbeiging zur, habe ich immer kurz angehalten und mich versichert, dass sie noch leben.

Vor Corona konnten diese Obdachlosen in der Tagesstätte ihre Kleidung waschen, morgens haben wir alle gemeinsam am Tisch gefrühstückt. Aber mit Corona wurde alles anders. Der Kaffee oder Tee wird nach draußen in die Kälte gereicht und es wurden Lunchpakete gepackt, aus teils abgelaufenen, aber noch verzehrbaren Lebensmitteln von der Tafel oder aus Supermärkten. Dort drin  war Obst, ein Brötchen und etwas zum Naschen. Die Duschen durften nicht mehr benutzt werden, und auch Kleidung konnte nicht mehr gewaschen werden.

Ich habe auch in der Kleiderausgabe mitgearbeitet. Dorthin kamen viele Osteuropäer, die in Hamburg auf der Straße leben – die meisten fragten nach Taschen für ihre Sachen, nach Rucksäcken oder einem Schlafsack. Auch viele Frauen kamen dorthin. Dort wurde alles umgebaut. Die Obdachlosen mussten drinnen Schlange stehen und draußen kam die Polizei zur Kontrolle.

Die Kleiderkammer musste schließen, da die Obdachlosen sich in der Schlange geprügelt hatten und ein Polizist meinte, der Abstand 1,5 Meter wurde nicht eingehalten. Dies war Grund genug, die Tagesstätte dann komplett zu schließen.

Heuchelei der Medienbranche

Udo, 48, Journalist

Ich arbeite in der Medienbranche. Unter den Fotografen in Berlin war es während Corona kaum noch möglich, gewinnbringend Termine anzusteuern. Viele Kollegen suchten daher im Bundestag nach Möglichkeiten, dort Fotos zu machen, denn der stand noch im Zeichen von 3G.

Einige Kollegen, die keine Konkurrenz wollten, fingen an, die Nase über die Ungeimpften zu rümpfen. Als mich eine 3-fach geimpfte Frau eine halbe Stunde darüber aufklärte, wie “unsolidarisch” die Ungeimpften seien, wollte ich nur noch meine Ruhe haben und sagte, “Ja, da haben Sie sicher nicht Unrecht.” Eine weitere Kollegin belauschte dieses Gespräch in dem Wissen, dass ich selbst ungeimpft bin. Prompt verbreitete sie im Bundestag, ich habe mich im Bundestag als “geimpft” ausgegeben wegen meiner Antwort zu der Frau. Ihr Partner sprang direkt in die Bresche und titulierte mich mehrfach absichtlich laut als “Schwurbler” – und das vor wichtigen Kollegen.

Man konnte während dieser Zeit sehr deutlich spüren, dass eigentlich niemand so richtig an die Gefährlichkeit des Virus glaubte und die Leute aber sehr strategisch agierten, um die Schikanen wie tagesaktuelle Corona-Tests aufrecht zu halten. In kurzer Zeit perfektionierten sie es, ihre geschauspielerte Empörung über Ungeimpfte an den Tag zu legen, um den eigenen Geldbeutel damit zu optimieren.

Diese Zeit hat mir die Augen geöffnet, wozu Leute fähig sind, um beruflich einen kurzfristigen Vorteil zu erlangen. Die Zeit ist nicht aufgearbeitet und mit vielen dieser Kollegen ist der Umgang bis heute verkrampft oder besteht sogar nur noch aus Schweigen.

 


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