Anke, 40, Hausfrau

Meine Töchter, damals 9 und 11 Jahre alt, besuchten eine freie Waldorfschule in Baden-Württemberg. Im ersten Pandemiejahr waren die Schulen lange Zeit geschlossen und alle Kinder ertrugen das gleiche Schicksal des Homeschoolings. Eine extreme Herausforderung für die meisten berufstätigen Eltern.

Nachdem dann auch noch die Maskenpflicht in den Schulen eingeführt wurde, haben wir uns entschlossen, die Kinder weiterhin vom Präsenzunterricht zu befreien. Unsere Kinder hatten Maskenbefreiungen, was in der Schule nicht gut ankam.  In beiden Klassen fanden wir aber ähnlich denkende Eltern. Bald haben wir uns zu einer kleinen Lerngruppe zusammengefunden, um mit unseren Kindern die Aufgaben zu bewältigen.

Kein Zutritt ohne Test

Im nächsten Schuljahr wurde die Testpflicht an den Schulen eingeführt. Wir haben weder den Tests noch den Aufsichtspersonen der Schule vertraut – und teilten der Schule vor Ende der Sommerferien mit, dass wir unsere Kinder nicht testen lassen werden. Am ersten Schultag haben mehrere Eltern ihre Kinder zur Schule begleitet, um ihre Haltung zu verdeutlichen. Den ungetesteten Kindern wurde der Zutritt verweigert. Da diese Kinder auch eine Maskenbefreiung hatten, und die Schulleitung diese nicht mehr akzeptieren wollte, wurde seitens der Schule eine Wegemaske eingeführt. Wir konnten erreichen, dass unsere Kinder knapp zwei Wochen über eine Testung mit Spucktest, der zu Hause durchgeführt wurde, die Schule besuchen durften.

Gnadenlos ausgegrenzt

Aufgrund ihrer Maskenbefreiungen wurden die Kinder von Lehrern angeschrien, die Abstände einzuhalten, sie wurden im Musikunterricht in die letzte Bank gesetzt, gesungen wurde nicht, nur gesummt, da die Maskenbefreiten im Raum waren. Die Lehrerin wollte ihnen ohne Maske sogar den Zutritt ins Klassenzimmer verweigern. Nach zwei Wochen wurde uns der Zutritt auch mit Testbescheinigung von zu Hause untersagt. Den Lehrern wurde in der Konferenz verboten, uns Unterrichtsmaterial zukommen zu lassen. Wir haben daraufhin eine Lerngruppe gebildet und unsere Kinder mit Unterstützung von Bekannten selbst unterrichtet. Einen Raum hatten wir auch schnell gefunden, doch diese Lösung war nicht von langer Dauer.

Die Medien hetzten gegen uns

Kurz vor Weihnachten kamen eines Morgens die Polizei, die Feuerwehr und der Bürgermeister, welcher sich aber nicht aus dem Auto traute. Sie kamen, um die “illegale Coronaschule” kraft ihres Amtes zu verbieten. Ein Grund fand sich natürlich auch: aufgrund von baulichen Mängeln und einer fehlenden Nutzungsänderung wurden unsere Treffen untersagt. Die örtliche Presse hat ihr Übriges getan, um uns zu diskreditieren.  Immer wieder wurden wir in der Zeitung mit Schmutz beworfen. Wie es uns und unseren Kindern ging, hat niemanden interessiert.

Wir haben dann die Zahlung des Schulgeldes gekürzt, die Schule kam ihrer Bildungspflicht ja nicht nach. Einige Wochen später erhielten wir das Kündigungsschreiben. Wir haben es akzeptiert, unsere Töchter wollten da eh nie wieder hin. Nachdem die Maßnahmen in der Schule beendet waren, hat sich unsere private Lerngruppe, die wir trotz des Verbots in privaten Räumen aufrechterhalten hatten, aufgelöst. Eine neue Schule zu finden war gar nicht so einfach, da die Mädels keine Leistungsbeurteilung, sprich Zeugnisse, nachweisen konnten.

 Was wurde den Kindern angetan?

Eine Werkrealschule in der Nähe, mit einem sehr menschlichen Rektor, hat uns ohne Vorurteile aufgenommen. Mittlerweile haben wir wieder an eine freie Waldorfschule gewechselt, weil das Konzept meinen Mädels besser entgegenkommt. Mit den Repressalien der Ämter haben wir noch immer zu tun. Der Bußgeldbescheid wurde erst vor Weihnachten verhandelt – wir wurden natürlich schuldig gesprochen, die Rechtslage war halt so.

Der Vorgang beim Regierungspräsidium ist bis heute offen…. Die beiden Mädels fühlen sich heute in ihrer neuen Schule wohl. Das war ein weiter, beschwerlicher Weg. Die Traumata dieser Zeit, die Anfeindungen der Lehrer, Busfahrer, die Polizeipräsenz – das alles muss aufgearbeitet werden. Hierfür haben wir, Gott sei Dank, tolle Menschen gefunden. Ich frage mich nur, was hat man den Kindern, allen Kindern nur angetan …