Elke, 44, Lehrerin

Ich bin Lehrerin an einer Grundschule. Im Jahr 2020, als der Irrsinn losging, hatte ich gerade eine vierte Klasse. Wir planten eine Klassenfahrt und viele Ausflüge, so wie es im vierten Schuljahr üblich ist. Dann kam der Schullockdown. Da dies, zumindest für mich, vorhersehbar war, hatte ich Unterlagen vorkopiert und am letzten „Präsenztag“ versucht, den Kindern noch irgendwie die schriftliche Division zu erklären.

Die Schule war ab Mitte März geschlossen und in die Schule selbst kamen nur noch Kinder, deren Eltern einen systemrelevanten Beruf hatten – dies nannte man Notbetreuung. Das hieß aber auch, dass in meiner Klasse ein Kind von jetzt auf gleich den ganzen Tag allein zu Hause war, weil die Mutter alleinerziehend und nicht systemrelevant war. Eine absolute Katastrophe.

Eltern klagten gegen Präsenzunterricht

Zu diesem Zeitpunkt war das Kollegium noch nicht komplett in Panik, aber es gab schon einige, die ständig schrien: „Aaaabstand!“

Wie die Kinder so spielen sollten, erschließt sich mir bis heute nicht. Auch im Kollegium gab es Unmut. Einige wollten Videokonferenzen machen, andere sahen sich dazu nicht in der Lage. Ein Kollege war mit einer ersten Klasse derart überfordert, dass er mich weinend anrief und bald danach für Wochen krankgeschrieben war. Meine Klasse hat es erstmal gut weggesteckt. Sie hatten ihre Arbeitsaufträge und ich habe ihnen jeden Tag ein Video mit einem Kapitel des kleinen Prinzen geschickt, sodass sie mich einmal am Tag auch sehen konnten.

Irgendwann sollte die Schule wieder losgehen, aber nur in kleinen Gruppen, mit Abstand und Hygienemaßnahmen wie Dauerhändewaschen und desinfizieren. Dagegen klagte dann aber irgendein Elternteil erfolgreich im Bundesland und der Präsenzunterricht wurde weiter verschoben.

Singen verboten!

Im Mai oder Juni war dann sogar das Singen verboten, Sitzkreise ebenfalls, es gab keinen Sportunterricht und keinen Fachunterricht mehr, das Desinfizieren der Hände war ein Gebot der Stunde – und natürlich “Abstand halten!”. Die Maskenpflicht galt im Freien und im Flur, aber noch nicht am Platz. Die Kinder litten unter diesen unverhältnismäßigen Maßnahmen und es tat mir in der Seele weh, dies mitanzusehen. Ich habe nichts von diesem Irrsinn mitgemacht, und auch den Schülern meiner Klasse nie dazu geraten. Hinzu kamen abgesperrte Aufstellplätze und separate Pausenbereiche für jede Klasse. Die Kinder lernten vor allem eins: Die absolute Herrschaft einer unsichtbaren Gefahr, die sie nur durch einschränkende Maßnahmen zu spüren bekamen.

Die „Verabschiedungsfeier“ habe ich mit meiner Klasse und den Eltern heimlich auf dem Parkplatz der Nachbarschule abgehalten und als Ausflug deklariert, an dem sich die Eltern, die Schüler und ich zufällig getroffen hatten – denn Klassenfeste waren verboten.

Klatschen und Kniebeugen

Nach den Sommerferien 2020 begann die Schule wieder relativ normal, wenn man das überhaupt so nennen kann. Singen war nur im Abstand von drei Metern und auch nur draußen erlaubt. In den Gängen herrschte Maskenpflicht, am Platz und draußen noch nicht. Im September kamen wir zwei Wochen in Quarantäne, weil ein Kind positiv getestet wurde, aber keine Symptome hatte.

Gegen Winter gab es dann tatsächlich einen Lüftungsplan, zu dem Merkel damals sagte: „Wenn es in der Schule zu kalt wird, dann kann man ja klatschen oder Kniebeugen machen.“ Und das Kollegium machte das Theater wirklich mit. Sie sagten den Kindern ernsthaft, sie sollen Decken mitbringen oder sich im Unterricht dicke Jacken anziehen! Danach gab es wieder nur Klassenlehrerunterricht. Der Fachunterricht fiel komplett aus und die Weihnachtsferien wurden um zwei Tage vorverlegt, warum auch immer.

Nicht zu erwähnen brauche ich die Zeugnisse meiner damaligen Klassen. Sie waren das Papier nicht wert, auf dem sie standen. Wir waren gezwungen, Noten zu geben für Fächer, die so gut wie gar nicht stattfanden.


Dies ist der erste Teil von Elkes Bericht. Wie sie und die Schüler die Corona-Zeit weiter erlebten und welche Folgen die Maßnahmen hatten, ist bald hier zu lesen …


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