Ich heiße Tanja, bin 43 Jahre alt und staatlich geprüfte Technikerin. Für mich begann der Verlust von Freiheit schon recht früh, da ich unter keinen Umständen eine Maske tragen konnte und lange vor 2G oder 3G kein Geschäft mehr betreten durfte. Selbst wenn ich nach einer kurzen Diskussion, Rechtfertigung und Kontrolle meiner Papiere mal in ein Gebäude durfte, so war es stets ein Spießrutenlauf, den ich nie allein wagte. Ich traute mich nur in Begleitung in die drei Geschäfte meiner Umgebung, die ich noch betreten durfte. Leider war kein Lebensmittelgeschäft dabei, sodass meine Familie die gesamte Zeit über für mich einkaufen musste.

Auf der Arbeit akzeptierte man mein Attest; doch der Weg bis zu meiner Werkbank war täglich von Angst geprägt, da ich von bösen Blicken, bis zu Beleidigungen einiges ertragen musste. An manchen Tagen traute ich mich nicht einmal mehr zum Schraubenregal oder zur Toilette und verbrachte den gesamten Tag an meiner Werkbank. Dort fühlte ich mich sicher vor verbalen Angriffen. Genau wie bei den wenigen Aufenthalten in Geschäften stand ich ständig unter Spannung und wusste mich kaum noch auf etwas Anderes zu konzentrieren als auf die Menschen, die mich mieden – die maskierten Mitmenschen und ihre prüfenden Blicke. Ich hatte das Gefühl, sie hassten mich.

Ärztliche Hilfe? Verweigert 

Zwischenzeitlich bekam ich heftige Unterleibschmerzen und bat meine Hausärztin um einen eintägigen Krankenschein, da ich kaum aufrecht gehen und nicht arbeiten konnte. Sie kennt mein Problem seit Jahrzehnten! Doch ich durfte nicht zu ihr – zeitgleich verweigerte man mir Hilfe und eine Krankschreibung am Telefon. So kam es, dass ich den Tag Urlaub nehmen musste, um mich zu erholen. Von dem Augenblick an war klar, dass ich fortan keine ärztliche Hilfe mehr bekommen würde. Da hatte ich plötzlich Angst vor Autofahrten und davor, überhaupt nur das Haus zu verlassen: Ich wusste, dass ich im Falle eines Unfalls oder nur einer Verletzung keine Hilfe, ja nicht einmal einen Krankenschein bekommen würde. Die Panik wuchs und mein Leben fand nur noch an zwei Orten statt: Zuhause und auf der Arbeit. Mein Leben fühlte sich wie ein Gefängnis an, wo ich zwischen Zelle und Werkstattraum hin und her pendelte. Dazwischen gab es einfach nichts mehr.

Kollegen brüllten, ich sei an allem schuld 

Inzwischen hatten mir auch meine Freunde nach 10 Jahren enger Freundschaft den Rücken gekehrt und mich fallen gelassen. So kam es, dass ich zunehmend Heulattacken bekam und mich kaum noch zu beruhigen wusste. Auf der Arbeit nahmen die Angriffe zu. Ich wurde auch quer durch die ganze Halle brüllend beschimpft, dass ich “schuld an der Pandemie wäre, und mit meiner Maskenverweigerung die ganze Firma gefährden würde!“ Zudem „gehörten Ungeimpfte weggesperrt und sollten nicht frei rumlaufen dürfen!” Dabei kam mir kein einziger Kollege zu Hilfe und ich blieb ganz allein, obwohl alle drumherum standen.

Geländeverbot

Als dann 3G bei uns in der Firma angekündigt wurde, wurde alles noch viel schlimmer. Ich wollte mir keine Stäbchen reinschieben lassen und machte einen Spucktest, mit dem ich mich selbst daheim testete und das Ganze filmte. Ich kam mit dem Test und dem Video zur Arbeit – und wurde mit einer Abmahnung des Geländes verwiesen! Die Firma akzeptierte nur Tests von Testzentren und so auch keine Spucktests. Doch es gab kein Testzentrum, in das ich ohne Maske hätte gehen können und ich wollte mir auch nicht täglich durch die Autoscheibe bei Drive-Ins irgendwas in die Nase stecken lassen. Ich hatte wahnsinnige Angst davor! Ich bettelte förmlich um andere Möglichkeiten: neben den Spucktests vor Ort, die ich sogar selbst bezahlen wollte, bot ich auch an, nur noch allein an einer Maschine zu arbeiten, in einem separaten Raum Vormontagen zu machen oder im geschlossenen Stapler im Lager zu bleiben. Sogar die Hecken auf dem Parkplatz hätte ich geschnitten – nur, damit ich weiterarbeiten darf. Doch es half alles nichts: Ich durfte nicht mehr aufs Gelände und wurde fristlos gekündigt.

Ich wollte nicht mehr leben

Ich war dermaßen am Ende, dass ich versucht hatte, mir das Leben zu nehmen. Noch im Auto sitzend, kratzte ich mir aus völliger Verzweiflung mit den Fingernägeln das Handgelenk blutig und offen, in der Hoffnung diesem Wahnsinn endlich zu entkommen. Inzwischen war nicht nur meine Freiheit dahin und meine Freundschaften verloren, nun war auch noch der Job weg. Dabei hatte man mir zwei Wochen vor 3G noch erzählt, wie wichtig ich für die Firma wäre und dass man bereit wäre, mir bei den Spritpreisen entgegenzukommen, weil man Angst hatte, ich könnte deshalb kündigen. Dies wäre “ein großer Verlust für die Firma.” Doch plötzlich wollte man mich nur noch loswerden. Ich wusste nicht mehr weiter.

Auf dem Arbeitsamt ging es dann weiter: Ich durfte nicht ins Gebäude und wurde vom Türsteher noch auf der Straße lauthals beschimpft, “was mir denn einfiele, ungeimpft und ohne Maske hier aufzukreuzen?!” Ich wurde draußen auf dem Bürgersteig abgefertigt – und durfte ganze fünf Monate auf die erste Zahlung warten. Immer wenn ich nachfragte, hieß es “wir bearbeiten! Das dauert halt!” Ich habe da ja meine ganz eigene Vermutung, warum es ausgerechnet bei mir so lange dauerte, nachdem die Menschen in dem Gebäude mir klargemacht hatten, was sie über mich denken. So kamen jetzt also auch noch Geldprobleme dazu.

Mein Vater starb an Herzstillstand

Doch das war immer noch nicht das Ende des Terrors: Am Ende sollte ich sogar meinen Vater verlieren, der nach der dritten Spritze durch Gehirnblutungen zum Pflegefall wurde und nach monatelangem Kampf in Krankenhäusern und Pflegeheimen am Ende einem Herzstillstand erlag. Während seiner ganzen Krankheit durfte ich ihn nie sehen oder besuchen. Ich kannte ihn fast nur noch über Handyvideos, die meine Mutter während seiner Besuche machte. Ich musste immer draußen vor dem Gebäude bleiben wie ein Hund.

Ausgegrenzt, der Freiheit beraubt, schikaniert, verstoßen, ungewollt, beschimpft, und nun auch noch meines Vaters beraubt.  Das brachte mich endgültig zum Zusammenbruch. Ich konnte einfach nicht mehr!

Inzwischen bin ich in therapeutischer Behandlung, die ich nur deswegen überhaupt bekommen habe, weil ich Dank neu aufgebauter Freundschaften einen Arzt gefunden habe, der mich auch ohne Maske und Nachweis empfing. Durch ihn bekam ich eine sofortige Not-Vermittlung. Ich versuche gerade, seelisch wieder auf die Beine zu kommen. Aber ich werde nie vergessen! Zumal mich meine Narbe am Handgelenk immerzu daran erinnern wird, was mir als Mensch angetan wurde und wie kurz ich davor war, keinen anderen Ausweg mehr zu finden aus diesem Albtraum.


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