Es war im August 2021. Wir haben erfahren, dass es bei der Pflege dramatische Missstände gibt und wollten sofort unsere Oma aus dem Pflegeheim herausholen, wir wohnen 500 km entfernt. Wir, das sind meine Mutter, mein Onkel und seine Partnerin – alle “unbehandelt”.

Bereits bei der Ankunft am Haupteingang hat man uns den Zutritt verweigert. Der Eingangsbereich ähnelte einer fest gesicherten Schleuse mit Security: Zugang nur mit FFP2-Maske und für getestete Personen. Man hat uns direkt signalisiert, dass wir hier nicht reinkommen. Durch viel Reden und nach eineinhalb Stunden der Auseinandersetzung war man dann endlich bereit, die Oma im Rollstuhl nach unten zum Eingangsbereich zu fahren. Da saß sie nun. Hinter einer Plexiglasscheibe, völlig dehydriert und verstört. Sie musste direkt weinen als sie uns sah.

Wir mussten alle weinen

Wir durften die Oma nicht umarmen oder sie nach draußen holen. Meine Mutter war am Boden zerstört, wir alle mussten weinen. Und alles geschah unter den Augen des Personals und der Security am Eingangsbereich. Das war die größte Erniedrigung, die ich jemals erlebt habe – und das ging uns allen so. Nach kurzer Zeit fiel mir auf, dass meine Oma offene Wunden am Bein hatte, die komplett unbehandelt waren.

Es war aber trotz unseres Beharrens nicht möglich, jemand von der Leitung oder vom Personal zu sprechen. Man hat uns jedes Gespräch verweigert. Und wir kamen nicht hinein. Nachdem wir eine halbe Stunde gebettelt hatten, erklärte sich endlich jemand von der Security bereit, der Oma ein Glas Wasser zu bringen. Es war Leitungswasser … Die Geschichte geht noch weiter, aber an dieser Stelle muss ich aufhören, da sonst alles wieder in mir hochkommt. Dieses menschenverachtende Verhalten hat uns alle komplett traumatisiert – und gezeigt, wie herabwürdigend man behandelt wird, wenn man nicht “behandelt” ist.

Impflisten am Arbeitsplatz

Am Tag der Einführung von 3G kam der Personalleiter zu mir und sagte: “Wenn Sie morgen nicht kommen, erhalten Sie die fristlose Kündigung”. Er wusste, dass ich “unbehandelt” bin, weil sie in der Firma Impflisten angelegt hatten. Jeder kleinere Teamleiter hatte darauf Zugriff. Sie haben in der Firma auch systematisch Impfprogramme durchführen lassen, von einer bekannten Organisation. Die haben einen Extra-Raum auf dem Firmengelände erhalten und dort alle Mitarbeiter im Akkord “durchbehandelt”. Ich musste mich jeden Tag testen, um Zutritt zum Firmengelände zu bekommen.

Was soll ich sagen …
Als mein Kollege nach seiner “Behandlung” wiederkam, merkte ich sofort, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Er war blass und wirkte irgendwie apathisch. Er hatte Schmerzen an der Behandlungsstelle und sein Arm war komplett taub. Anschließend war er zwei Wochen krank. Anderen Kollegen erging es ähnlich.