Anke, 54, Altenpflegerin
Mein Name ist Anke, ich bin 1969 in Sachsen geboren und „durfte“ somit die Jahre meiner Prägung in der DDR absolvieren. Die Manipulation und das ständige Gefühl, in meinem ureigenen Denken und Fühlen ignoriert und unter Druck gesetzt zu werden, kenne ich nur allzu gut. Die Autonomie eines Menschen zu unterdrücken ist aus meiner Sicht moralisch unentschuldbar! Der Gedanke und das Gefühl der Hilflosigkeit, Ohnmacht und gleichzeitig das „Bauchgefühl“, ungerecht behandelt zu werden, sind mir durchaus bekannt. Nicht jeder wird mit mir einer Meinung sein, wenn ich sage, dass viele traumatische Ereignisse zum Alltag gehörten. Ich glaubte aber, all dies hinter mir gelassen zu haben. Nach einer gescheiterten Ehe habe ich meine zwei Kinder gemeinsam mit meinem Lebenspartner großgezogen.
Als diese selbständige, „erwachsene Kinder“ waren, habe ich mich dazu entschlossen, einen zweiten Beruf zu erlernen. Einen, für den man heute beklatscht wird und der soziale Kompetenz erfordert: Examinierte Altenpflegerin – eine, wie ich finde, unglückliche und negativ behaftete Berufsbezeichnung. Nichtsdestotrotz war es eine bewusste Entscheidung. Wer, wenn nicht unsere Kinder und Alten, brauchen unsere Fürsorge? Die Realität hat mich in den ersten Wochen meiner beruflichen Tätigkeit brutal erschreckt, aufgewühlt und wütend gemacht. Andererseits hat es mich noch mehr angespornt und mich in meinem Tun bestätigt! Die Situation, in der ich mich vor einem Jahr befand, veranlasste mich damals, mir meine Gedanken von der Seele zu schreiben:
Preiswerte Pflegekräfte
Schon damals empfand ich Sätze wie: „Respekt, dass du das kannst, ich könnte das nicht!“ eher als Schuldeingeständnis und teilweise als heuchlerisch. Es ist nämlich nicht schön, dass es Häuser gibt, wo man die lieben Alten abgeben kann! Ja, sicher, wir haben alle eine soziale Verantwortung. Und so ein Pflegeplatz ist auch nicht gerade preiswert. Die Pfleger des Platzes jedoch schon!
Wie heißt es immer so schön? Diesen Beruf macht man nicht nur des Geldes wegen? Wo seid ihr alle, die ihr doch so vehement auf die so hoch gepriesene soziale Verantwortung zeigt?
Erst jetzt, seit Corona, muss betont werden, die Alten zu schützen? Wovor? Ein großer, sehr großer Teil der Bewohner, wie wir sie nennen, haben jeglichen Lebensmut verloren. Sätze wie: „Ich möchte lieber sterben, was soll ich noch hier?“ oder einfach nur leises Wimmern oder an die Decke starren, sind an der Tagesordnung. Diese Menschen sind einsam und hoffnungslos. Also, was tun wir? Wohin mit unserer sozialen Verantwortung?
Zuneigung statt Abarbeiten
Was diese Menschen brauchen, ist Zuwendung und nicht das stupide, auf Zeit getrimmte Abarbeiten eines Dienstes. Verantwortungsvoll und sozial kann nur eine ganzheitliche Pflege mit geschultem, fair bezahltem Personal sein. Aber darum geht es anscheinend nicht, dafür umso mehr darum, mir klarzumachen, wie verantwortungslos ich bin! Und das nur, weil ich die Impfung kritisch sehe. Aber vielleicht sollte ich mir ja die Forderungen bezüglich der Behandlung von nicht Immunisierten als Beispiel nehmen? Soll ich die Großmutter mit COPD oder den Großvater mit diabetischem Fußsyndrom nicht mehr pflegen?
Diese Krankheiten können Resultat eines Lebensstils sein und belasten die Kassen, also die soziale Gemeinschaft, immens! Also, wo fangen wir an? Ist das vielleicht dann eine neue Form der Triage? Vielleicht in Form der richtigen Krankenversicherung – denn mit der Privaten geht es schon mal schneller mit dem Termin? Oder beim Nachtdienst in einem Seniorenheim mit 98 multimorbiden Bewohnern und zwei Pflegekräften, wovon nur eine examiniert sein muss, da kann es schon mal eng werden. Ich sehe Verantwortung im Zusammenhang mit dieser bestimmten Impfung sehr subjektiv! Der eine meint, er schützt damit die Menschen, der andere möchte wieder in den Urlaub fahren, ein dritter vielleicht wieder in den Club gehen. Jeder hat seine Prioritäten. So darf bezweifelt werden, dass die breite Masse der großen Verantwortung für die Gemeinschaft nachgekommen ist.
Bereit zu kämpfen
Ich bin überzeugt, dass eine Entscheidung für einen medizinischen Eingriff nur autonom und evidenzbasiert getroffen werden kann und nicht von der breiten Masse. Denn keiner aus dieser Masse, auch wenn sie jetzt geimpft oder geboostert sind, jetzt noch infektiös und jetzt noch sozial verantwortlich, kann voraussagen, wie das wohl in Zukunft aussehen wird.
Sollte ich nun auf Grundlage eines Gesetzes zur medizinischen Indikation genötigt werden oder meinen Beruf verlieren? Ich weiß nicht, was andere tun. Ich aber bin bereit, für meine Überzeugung und meine Rechte zu kämpfen!
Ich hatte auch gedacht, die DDR hinter mir gelassen zu haben, habe aber schon vor Jahrzehnten Parallelen im Westen gesehen. Nun habe ich das Gefühl, “Überholen ohne einzuholen” hat der Westen aktuell “besser” als die DDR geschafft.